Renée Zellweger hätte es schaffen können – genau mit ihrem für Hollywood so atypischem Aussehen – als Ikone in die Filmgeschichte einzugehen. Doch nach ihrem Rundum-Lifting dürfte das schwierig werden.
Sie schreitet lächelnd auf einer Brücke, die Themse überquerend, mitten in London, und lässt sich zufrieden die Sonne ins Gesicht scheinen. Das war 2001 und so schätzten wir die Zellweger endgültig voll und ganz. Noch berühmter geworden eben durch diese Rolle als Bridget Jones, als leicht fettleibiges, aber ganz und gar nicht unattraktives, junges, «clumsy girl», das alles unternimmt, um das Interesse an ihrer Person bei ihrem Chef zu wecken. Und wir fanden es toll, denn zu gut kannten wir solche Nicht-Probleme und Peinlichkeiten, die das Leben aber spannend machen können, auch – oder gerade eben – weil sie so von Neurotik und menschlichem Makel geprägt sind. Zudem war es amüsant und witzig zugleich und, durch Zellwegers Spiel, auch noch glaubwürdig. Auch wenn die Geschichte gelinde gesagt etwas überladen war.
So haben wir sie gekannt und geliebt: Renée Zellweger
Seither las man noch mehr über sie; über ihr schauspielerisches Talent, über ihre Sexyness, die so nirgends reinpasste, über ihre finnisch-schweizerischen Wurzeln (ja, der Daddy kommt aus der Schweiz, die Mama aus Finnland, geboren wurde sie aber in Amerika, genauer in Baytown, Texas), und sie wurde viel gelobt und geliebt und ihr Erfolg hielt an und man verlieh ihr auch einen Oscar für ihre Darstellung in «Cold Mountain», wo sie die Herumtreiberin Ruby gab. Für diese Leistung erhielt sie neben vielen anderen Auszeichnungen auch einen Golden Globe und war 2003 damit die meistdekorierte Schauspielerin.
Es lief für sie alles bestens, sie spielte an der Seite Russel Crows, durfte wieder in die Rolle der Bridget im weit weniger witzigen Fortsetzungs-Film «Bridget Jone’s Diary – At the Edge of Reason» schlüpfen, drehte später mit George Clooney und war eine der bestverdienenden Darstellerinnen überhaupt. Nebst allen anderen Sternen im Heft bekam sie 2007 zudem noch einen auf dem «Walk of Fame».
Renée Zellweger an den 21. Annual ELLE Women Awards in Hollywood am 20. Oktober 2014. (Bild: Reuters)
Und jetzt diese Pleite. Sorry Renée, bei allem Respekt; but how the f*** could you!? Du siehst nicht mehr aus wie du. Ganz ehrlich, ich hätte dich höchst wahrscheinlich auch vor deinen wohl zahlreichen plastischen Eingriffen beim Kellogs-Kaufen in deinem Schlabber-Pulli und unter deiner fetten Sonnenbrille nicht erkannt, aber jetzt erkenne ich dich nicht mal mehr auf dem Foto in einer Illustrierten, wie sie bei meiner Friseuse zu hunderten rumliegen. Es sind schon relativ viele, aber jetzt kriege ich gleich noch viel mehr graue Haare! Und du bist schuld. Ich habe dich verstanden und geliebt, verdammt! Es nachvollziehen können, dass überflüssige Pfunde mühsam sind, dass dir die Drinks teilweise zu gut geschmeckt haben, es schwierig ist, sich das Rauchen abzugewöhnen und dass die Männer Scheisse sind. (Sogar diesen grässlichen Schlüpfer, den Hugh Grant da entdeckt hatte, habe ich dir verziehen.)
Oder verurteile ich dich zu unrecht und dieser finnische Ethnologie-Professor Edward Dulton hat eventuell doch recht und du hast unter deinem «Inuit-artigen» Gesicht stets gelitten, das du von deiner Mutter vererbt bekamst, ist sie doch eine Halb-Kven und eine Halb-Sami, also beides Genmaterial von ethnisch indigenen skandinavischen Kulturen? Dann könnte ich natürlich verstehen, dass du lieber wie eine langweilige 0815-Europäerin aussehen wolltest. Aber ich will mal nicht so sein und die Hauptsache ist, dass du dich gut fühlst. Und wie du ja selbst angabst, führst du jetzt ein «glücklicheres und erfüllteres Leben» als zuvor. Auch haben wir dich in deinen Vierzigern gar nicht mehr gesehen.
Allerdings werden wir Fans dir das Leben nicht gerade leichter machen. Du hattest wohl eh schon Angst, weil man seit fünf Jahren nichts mehr von dir gehört oder gesehen hatte, in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Ob es dir nun gelungen ist, dass dir dieses Szenario erspart bleibt – denn schliesslich bist du ja nun wieder zurück im öffentlichen Interesse – kann ich dir auch nicht sagen.
Die Zeiten allerdings, wo du auf der Leinwand noch neckische Sätze wie «Bridget Jones, wanton sex goddess, with a very bad man between her thighs…» aus Versehen zu deiner Mutter ins Telefon gesagt hast, dürften allerdings gezählt sein. Leider.