Mit einer Frau an ihrer Spitze entscheidet die norwegische Friedensnobelpreis-Jury in diesem Jahr über mehr als 270 Kandidaten für die bedeutende Auszeichnung.
Der bisherige Vorsitzende der Friedensnobelpreis-Jury, Thorbjørn Jagland, wurde von seinem Posten abgesetzt. Das wurde am Dienstag bei einer Sitzung des Gremiums in Oslo beschlossen. Jagland hat nun den Rang eines einfachen Mitglieds im Nobelkomitee inne. Eine derartige Degradierung hat es in der mehr als hundertjährigen Geschichte des Preises noch nicht gegeben.
Jagland galt seit der Auszeichnung von US-Präsident Barack Obama mit dem Friedensnobelpreis im Jahr 2009 als umstritten. In seine Amtszeit fallen zudem die ebenfalls umstrittenen Preisvergaben an den chinesischen Dissidenten Liu Xiaobo und die Europäische Union. Jagland hatte den Posten des Vorsitzenden seit 2009 inne und eine Wiederwahl angestrebt.
Nachfolgerin Jaglands ist die frühere konservative Politikerin Karin Cecilie «Kaci» Kullmann Five. Die 63-Jährige wollte sich bei einer Pressekonferenz nicht zu den Gründen äussern, warum Jagland nicht erneut zum Vorsitzenden gewählt wurde.
Rechtsruck auch in Jury
Die Mitglieder des Nobelkomitees werden vom norwegischen Parlament bestimmt. Dort hatte es 2013 einen Rechtsruck gegeben – weshalb nun mehr Vertreter des bürgerlichen als des rot-grünen Blocks in dem Gremium sitzen.
Zuletzt hatten 2014 die Kinderrechtler Malala Yousafzai und Kailash Satyarthi die prestigeträchtige Auszeichnung bekommen. Damals hatte das Nobelkomitee aus der Rekordzahl von 278 Vorschlägen auswählen müssen.
Die Liste für dieses Jahr ist mit 276 Kandidaten nur etwas kürzer. Unter den Nominierten sind 227 Personen und 49 Organisationen, wie die Nobeljury in Oslo bekanntgab. Der Friedensnobelpreis wird jedes Jahr am 10. Dezember, dem Todestag Alfred Nobels, in Norwegens Hauptstadt Oslo verliehen.