Die Administrativuntersuchung im Zusammenhang mit dem Abgang von Jürg Marti als Direktor des Bundesamts für Statistik (BFS) hat keinen einzigen der gegen den Ex-Chef erhobenen Vorwurf erhärtet. Auch das Generalsekretariat des EDI muss sich nichts vorwerfen.
Das Verhalten des Generalsekretariats werde in der Untersuchung als korrekt eingestuft, teilte das Eidgenössischen Departements des Innern (EDI) am Mittwoch zu deren Abschluss mit. Zu Marti hielten die Autoren fest, die gegen ihn in den Medien erhobenen Vorwürfe hätten sich nicht bestätigen lassen.
Dem ehemaligen Amtsdirektor war in den Medien Sexismus und Missachtung von Weisungen vorgeworfen worden. Die Information an die Medien erfolgte anonym. Der Vorwurf der persönlichen Bereicherung wurde bereits vor Martis Abgang im Februar entkräftet.
Langer Konflikt im Hintergrund
Massgebliche Ursache zum langanhaltenden Zwist im BFS und zu den anonymen Vorwürfen gegen den Amtsleiter dürften gemäss der Untersuchung unterschiedliche Auffassungen in der Amtsführung gewesen sein.
Für die Kritiker war es schwierig, das Problem Aussenstehenden darzustellen, weshalb sie schliesslich den Gang an die Öffentlichkeit wählten.
Neben diesen Feststellungen gab die mit der Untersuchung beauftragte Berner Anwaltskanzlei Empfehlungen ab, die nach Angaben des EDI bereits umgesetzt sind. So wurde ein Gespräch mit einem beanstandeten Abteilungsleiter geführt.
Die seit dem Wechsel zu EDI-Vorsteher Alain Berset eingeführten Amtssitzungen gehen weiter. Berset leitet diese, und die gesamte BFS-Geschäftsleitung nimmt teil. Die Personalbefragung wird systematisch ausgewertet, und periodische Treffen mit den Personalvertretungen finden statt.
Disziplinaruntersuchung eingeleitet
Gegen die Mitarbeitenden, welche die Vorwürfe in die Medien brachten, wird im weiteren entgegen der anderslautenden Empfehlung kein Strafverfahren eingeleitet. Sie werden aber zu einer Aussprache geladen.
Zudem wird gegen sie eine Disziplinaruntersuchung eingeleitet. Diese Personen hätten verwaltungsinterne Möglichkeiten zu vertraulicher Kritik nicht benutzt und hätten teilweise vertrauliche Informationen an die Öffentlichkeit gebracht, schreibt das EDI.
Dem EDI-Generalsekretariat bescheinigt die Untersuchung ein korrektes Verhalten in der Sache; es habe nichts versäumt und müsse keine Massnahmen treffen.
Posten im Februar geräumt
Marti hatte seinen Posten im BFS am 20. Februar per sofort geräumt. Als Grund wurde «das angespannte Arbeitsklima» genannt. Die «SonntagsZeitung» hatte im Vorfeld Vorwürfe wegen Führungsmängeln, Sexismus und abfälligen Bemerkungen über Homosexuelle publik gemacht. Der 50-Jährige wies diese Vorwürfe von sich.
Der Personalverband transfair begrüsste Martis Abgang mit dem Hinweis auf die grosse Unzufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die eine Befragung zutage gebracht hatte.
Marti erhielt eine Abgangsentschädigung von einem Jahresgehalt, dessen Maximum bei 291’000 Franken liegt. Sein Abgang erfolgte im gegenseitigen Einvernehmen. Zu seinem Nachfolger ernannte der Bundesrat Mitte Juni Georges-Simon Ulrich, der den Job Anfang Oktober übernahm.