Der Direktor der Berner Strafanstalten Thorberg steht in der Kritik, und die Vorwürfe wegen Führungsmängeln reissen nicht ab. Nun hat der zuständige Regierungsrat, Hans-Jürg Käser, eine externe Untersuchung in Auftrag gegeben.
Im Raum steht unter anderem ein in den Medien publik gewordener Vorwurf, Anstaltsdirektor Georges Caccivio, sei mit zwei Insassen per Du gewesen und habe sie begünstigt, indem er Disziplinarmassnahmen gegen die beiden abgeschwächt habe.
In der Zeitung «Der Bund» vom vergangenen Samstag räumte Caccivio ein, mit den beiden Häftlingen per Du zu sein. Er kenne die beiden seit Jahren und es sei ihm «unpassend erschienen, wieder zum Sie zurückzukehren», wird Caccivio zitiert.
Er habe aber noch nie eine von seinem Stellvertreter angeordnete Disziplinarmassnahme abgeschwächt, verändert oder umgestossen, wurde Caccivio weiter zitiert.
Gewisse Schwächen geortet
Der publik gewordene Vorwurf sei einer von mehreren, sagte Polizei- und Militärdirektor Hans-Jürg Käser. Bereits im vergangenen Jahr tauchten anonyme Vorwürfe wegen Führungsmängeln auf, die intern untersucht wurden.
Dabei traten nach Angaben der Polizei- und Militärdirektion gewisse Schwächen in der Gefängnisleitung zutage. Diese hätten mit internen Massnahmen behoben werden sollen. So ist der Anstaltsdirektor nicht mehr für die beiden Häftlinge zuständig, mit denen er per Du ist.
Käser will Klarheit
Nun tauchten aber neue, konkretere Hinweise auf, wie aus der Mitteilung der Polizei- und Militärdirektion hervorgeht. Käser will darum die Vorwürfe von externer Seite prüfen lassen, «damit wir Klarheit haben». Die Untersuchung soll zeigen, ob die Anstaltsleitung zur Führung fähig ist.
«Ich möchte jeden Anschein von Befangenheit eliminieren», sagte Martin Kraemer, Vorsteher des kantonalen Amtes für Freiheitsentzug und Betreuung, am Freitagabend in der Sendung «Schweiz aktuell» von SRF. Deshalb sei der Auftrag an eine externe Stelle ergangen.
Wenn Mitarbeiter das Vertrauen in den Direktor nicht hätten, leide die Führung, stellte Kraemer weiter fest. Und: «Das ist in einem Betrieb wie einer Strafanstalt ungut und muss ein Ende finden.»
Gleichzeitig wird auch eine Strafanzeige gegen Unbekannt eingereicht. Es soll untersucht werden, wie die Vorwürfe an die Öffentlichkeit gelangten. Dabei geht es darum, dass Mitarbeitende der Strafanstalten Thorberg Medienschaffenden Informationen über Insassen und andere Mitarbeitende preisgaben. Gemäss Käser besteht der Verdacht, dass damit das Amtsgeheimnis verletzt wurde.