Im britischen Missbrauchsskandal hat der frühere Schatzmeister der regierenden konservativen Partei, Alistair McAlpine, Gerüchte über eine mutmassliche Verwicklung entschieden zurückgewiesen. Er wies Spekulationen zurück, er habe sich an Bewohnern eines Kinderheims in Wales vergangen.
Vergangene Woche hatte der frühere Heimbewohner Steve Messham gesagt, ein Politiker aus der Zeit von Premierministerin Margaret Thatcher (1979 bis 1990) habe ihn sexuell belästigt. In der Folge wurde im Zusammenhang mit den Vorwürfen immer wieder McAlpines Name in der öffentlichen Debatte genannt.
„Ich war niemals in irgendeinem Kinderheim“, schrieb McAlpine in einer Erklärung. „Ich habe weder Herrn Messham noch irgendeinen anderen Bewohner des Kinderheims in Wrexham sexuell misshandelt.“ Die indirekt gegen ihn laut gewordenen Vorwürfe seien „vollkommen falsch und sehr diffamierend“, sagte der Politiker. McAlpine hat derzeit einen Sitz im britischen Oberhaus.
Premierminister David Cameron warnte am Freitag vor einer „Hexenjagd“ vor allem gegen Homosexuelle.
Missbrauch von Heimkindern
Unter dem öffentlichen Druck hatte Innenministerin Theresa May am Dienstag neue Ermittlungen der Polizei zu Missbrauchsfällen in walisischen Kinderheimen in den 1970er und 1980er Jahren angekündigt. Damals sollen Heimkinder sexuell, physisch und psychisch missbraucht worden sein.
Bei einer im Jahr 2000 abgeschlossenen Untersuchung waren nur sieben Schuldige gefunden worden. Im Sog des Missbrauchsskandals um BBC-Moderator Jimmy Savile hatten mehrere Opfer eine neue Untersuchung gefordert. Es seien Täter aus allen Teilen der Bevölkerung – unter ihnen Abgeordnete, Richter und Polizisten – in den Missbrauch verwickelt gewesen, lauten die Vorwürfe.
Allein im BBC-Skandal sollen der vor einem Jahr gestorbene ehemalige Star-Moderator Jimmy Savile und andere über Jahre hinweg 300 junge Menschen missbraucht haben.
Die Polizei hat inzwischen eine Grossuntersuchung eingeleitet, 400 Ermittlungsstränge werden verfolgt. Die Verantwortlichen bei der BBC sehen sich mit der Frage konfrontiert, wer in der renommierten Sendeanstalt von den Vorgängen gewusst hat.