Vulkanausbrüche versetzen den Süden Chiles in Ausnahmezustand

Nach mehr als 50 Jahren Ruhe hat sich der Vulkan Calbuco mit einem gewaltigen Ausbruch zurückgemeldet. Zwei überraschende Ausbrüche versetzten den Süden Chiles in den Ausnahmezustand. Der Calbuco spie am späten Mittwoch eine Aschewolke zehn Kilometer in die Höhe.

Calbuco meldet sich mit einem gewaltigen Ausbruch zurück (Bild: sda)

Nach mehr als 50 Jahren Ruhe hat sich der Vulkan Calbuco mit einem gewaltigen Ausbruch zurückgemeldet. Zwei überraschende Ausbrüche versetzten den Süden Chiles in den Ausnahmezustand. Der Calbuco spie am späten Mittwoch eine Aschewolke zehn Kilometer in die Höhe.

Die Behörden ordneten daraufhin die Evakuierung der Region im Umkreis von 20 Kilometern an. Am frühen Donnerstag folgte ein zweiter Ausbruch des 2003 Meter hohen Vulkans.

Für die betroffene Gegend wurde der Notstand ausgerufen, zudem wurde die Armee entsandt. Nach jüngsten Angaben betraf die Evakuierungsanordnung etwa 5000 Menschen. Auf Strassen und an Tankstellen bildeten sich lange Staus, wie Fernsehbilder zeigten.

Auch über die grenznahe Region im benachbarten Argentinien wurde der Ausnahmezustand verhängt. Dort wurde der Flughafen von San Carlos de Bariloche vorläufig geschlossen. Im naheliegenden Villa La Angostura ging am Mittwochabend (Ortszeit) die erste Asche des rund 100 Kilometer entfernten Calbuco nieder.

Ascheschicht über Stadt

In Chile liess Schmelzwasser von dem Vulkan mit seiner schneebedeckten Spitze nach der Eruption den Pegel des Flusses Blanco stark ansteigen. Die Region, deren grösste Stadt Puerto Montt ist, war von einer Ascheschicht bedeckt. Der Schulunterricht wurde für Donnerstag vielerorts abgesagt, Flüge über die Region wurden gestrichen.

Zuletzt war der 2000 Meter hohe Calbuco nach jüngsten Angaben von Geologen vor 54 Jahren ausgebrochen. Vor rund einer Woche habe es ein Treffen mit Experten des Geologischen Dienstes gegeben, um Massnahmen für den Fall einer Eruption zu besprechen, meldeten örtliche Medien. Einwohner hätten zuvor über ein unterirdisches Rumoren rund um den Vulkan berichtet.

Auf Fernsehbildern waren in der Nacht Flammen und eine riesige Aschewolke in Pilzform zu sehen. Lava trat zunächst nicht aus. Die Behörden warnten aber davor, dass dies noch geschehen könne, und befürchteten zudem einen dritten Ausbruch des Vulkans. Zudem habe es zahlreiche kleinere Erdbeben gegeben.

Menschen verängstigt

Über mögliche Verletzte, Vermisste oder Sachschäden lagen keine Angaben vor. Die chilenische Präsidentin Michelle Bachelet kündigte an, noch am Donnerstag gemeinsam mit mehreren Ministern in die Region zu reisen. Sie warnte, dass Schäden für die Landwirtschaft und die Infrastruktur möglich seien. «Vor allem aber die Gesundheit» der Menschen sei in Gefahr.

Der erste Ausbruch dauerte in der Nacht etwa eineinhalb Stunden. Auf einer Skala von null bis acht für die Stärke von Vulkanausbrüchen ordneten ihn die Behörden bei etwa vier oder fünf ein. Der zweite Ausbruch war demnach noch einmal ungefähr gleich stark. Die Frühwarnsysteme schlugen erst wenige Minuten vor dem ersten Ausbruch an.

«Die Menschen sind sehr verängstigt», sagte der Bürgermeister von Puerto Montt, Gervoy Paredes. Die Lage sei angesichts der überraschenden Ausbrüche «ziemlich kompliziert».

In Chile gibt es rund 90 aktive Vulkane, der Calbuco zählt zu den gefährlichsten. Innenminister Rodrigo Peñailillo rief die Bevölkerung dazu auf, «Ruhe zu bewahren».

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