Volkswagen hat Spekulationen um eine Absetzung von Konzernchef Martin Winterkorn zurückgewiesen. Ob Winterkorn die Abgas-Affäre an der Spitze des Konzerns überstehen wird, bleibt dennoch offen.
Der «Tagesspiegel» berichtete am Dienstag unter Berufung auf Verwaltungsratskreise, dass Winterkorn durch Porsche-Chef Matthias Müller abgelöst werden soll. Eine solche Behauptung sei «Schwachsinn», sagte ein VW-Sprecher auf Anfrage.
Am Mittwoch trifft sich das Präsidium des VW-Verwaltungsrats – das oberste Kontrollorgan des Wolfsburger Autokonzerns – zu einer Krisensitzung. Das Gremium soll die Verwaltungsratssitzung vom Freitag vorbereiten. Dann soll unter anderem über eine vorzeitige Vertragsverlängerung von Winterkorn um zwei Jahre bis Ende 2018 beraten werden.
Noch ist unklar, ob Winterkorn persönlich für den Verstoss gegen die Umweltvorschriften in den USA verantwortlich ist, die eine Geldstrafe von bis zu 18 Milliarden Dollar und Schadensersatzklagen nach sich ziehen kann. Doch nach den Worten des mächtigen VW-Betriebsratschefs Bernd Osterloh würde Winterkorn zurücktreten, wenn sich herausstellen sollte, dass er selbst an dem Betrug beteiligt war.
Niedersachsens ehemaliger Wirtschaftsminister Jörg Bode – von 2009 bis 2013 selbst Mitglied des VW-Verwaltungsrats – forderte wegen der Abgas-Affäre eine Verschiebung der Vertragsverlängerung Winterkorns. «Solange nicht lückenlos aufgeklärt ist, wer im Konzern von den Manipulationen wusste und vom wem sie angeordnet wurden, sollte hier keine Entscheidung gefällt werden», sagte Bode.
VW-Verwaltungsratsmitglied Olaf Dries zeigte sich im Deutschlandfunk überzeugt, dass die Details der Manipulationen in den nächsten Tagen und Wochen ans Tageslicht kommen werden. Wenn klar sei, welche Personen verantwortlich seien, könne man auch die nötigen Konsequenzen ziehen. «Und ich bin mir sicher, daraus wird es dann am Ende auch personelle Konsequenzen geben», betonte Lies. Einen Rücktritt von Konzernchef Martin Winterkorn forderte er aber nicht explizit.
Unterstützung erhält Winterkorn von Seiten der Aktionärsschützer. «Man muss dem Unternehmen Zeit geben aufzuklären, wer von der Affäre gewusst hat oder wer etwas hätte wissen müssen», sagte Jürgen Kurz, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz DSW gegenüber dem «Tagesspiegel». Hinzu komme, dass die Nachfolgefrage schwierig sei. «VW kann nicht auf die Schnelle jemand Neues aus der Tasche ziehen», sagt Kurz.