Der deutsche Autobauer Volkswagen verschärft angesichts der Abgaskrise sein Sparprogramm und fährt die Investitionen zurück. Diese Ausgaben sollen gegenüber der bisherigen Planung um eine Milliarde Euro im Jahr gekürzt werden.
Ausserdem solle die Diesel-Strategie neu ausgerichtet werden, teilte die Hauptmarke VW am Dienstag mit. Zugleich kündigte VW-Markenchef Herbert Diess eine neue Modellpolitik an.
Dadurch sollen mehr Elektroautos und Fahrzeuge mit Plug-in-Hybridantrieb auf den Markt gebracht werden. Das Baukastensystem des Konzerns wird nun auch für Elektroautos angewendet. Auch die neue Version des Luxuswagens Phaeton soll elektrisch werden.
«Die Marke Volkswagen stellt sich für die Zukunft neu auf», erklärte VW-Markenchef Herbert Diess. «Wir werden effizienter, richten die Produktpalette und Kerntechnologien neu aus und schaffen uns mit dem beschleunigten Effizienzprogramm den Spielraum für zukunftsweisende Technologien.»
Umstieg bei Abgas-Systemen
VW hatte vor mehr als drei Wochen eingeräumt, mit einer Software Abgastests bei Dieselfahrzeugen manipuliert zu haben. Es drohen Milliardenkosten durch Klagen und Strafzahlungen.
Für Europa und Nordamerika wurde laut VW ein vollständiger Umstieg bei Diesel-Aggregaten auf eine fortschrittlichere und teurere Technologie für die Abgasreinigung «zum frühestmöglichen Zeitpunkt» beschlossen. «Nur noch die umwelttechnisch besten Abgas-Systeme werden in den Diesel-Fahrzeugen zum Einsatz kommen», versprach Diess.
Auch beim Zukunftsthema Digitalisierung will VW vorankommen. Für Vernetzung und Fahrerassistenzsysteme werde ein neuer Standard definiert, hiess es.
Reaktion auf drohende Kosten
Der neue VW-Konzernchef Matthias Müller hatte bereits angekündigt, dass ein noch von seinem Vorgänger Martin Winterkorn angestossenes «Effizienzprogramm» noch verschärft werde. Damit wollte VW ursprünglich spätestens von 2018 an rund 5 Milliarden Euro jährlich sparen. Winterkorn war im Zuge des Abgas-Skandals zurückgetreten.
Volkswagen müsse schnell auf die drohenden Kosten reagieren, hatte Müller vor einer Woche gesagt. «Nicht zuletzt, um unser gutes Rating an den Kapitalmärkten zu sichern. Das hat höchste Priorität.» Zudem hatte Müller bei einer Betriebsversammlung im VW-Stammwerk in Wolfsburg erklärt, geplante Investitionen auf den Prüfstand zu stellen.
Volkswagen hatte in einem ersten Schritt im dritten Quartal bereits 6,5 Milliarden Euro für die Folgen des Abgas-Skandals zurückgestellt – darin sind die erwarteten Kosten für die Nachbesserung der betroffenen Fahrzeuge enthalten.