Der auf Elektrotechnik und Automation ausgerichtete Industriekonzern ABB hat 2016 – wie schon in den vorangegangenen Geschäftsjahren – einen rückläufigen Umsatz verzeichnet. Die Einnahmen gingen diesmal um 5 Prozent auf 33,8 Milliarden Dollar zurück.
Im vierten Quartal 2016 sank der Umsatz laut einer Mitteilung des Konzerns vom Mittwoch um 3 Prozent auf rund 9 Milliarden Dollar. Als Gründe für diese Entwicklung gibt ABB die schwierigen Marktbedingungen sowie zeitliche Effekte bei grossen Industrievorhaben an.
Beim Konzerngewinn konnte die Industriegruppe dagegen die Talfahrt der Vorjahre stoppen. Das Konzernergebnis legte im Gesamtjahr um 2 Prozent auf rund 2 Milliarden Dollar zu. Der Verwaltungsrat schlägt eine Dividendenerhöhung um 0.02 Franken auf 0.76 Franken je Aktie vor.
Stete Rückgänge
Bereits in den vorangegangen Geschäftsjahren musste Konzernchef Spiesshofer immer wieder Umsatz- und Gewinnrückgänge vermelden. So brachen 2015 die Einnahmen um 11 Prozent und der Konzerngewinn um 25 Prozent ein. 2014 ging es beim Umsatz um 5 Prozent und beim Konzernergebnis um 7 Prozent nach unten.
Für das laufende Geschäftsjahr geht das Management von einem besseren Geschäftsverlauf aus – spricht aber dennoch von einem Übergangsjahr. Die makroökonomischen Signale aus den USA seien weiter positiv. Für China erwartet ABB ein fortgesetztes Wachstum. Allerdings gebe es auch zahlreiche Unsicherheiten, wie die geopolitischen Spannungen in der Welt sowie den Brexit.
Die Auftragseingänge 2016, die gewissen Aufschluss für künftige Umsätze geben, sanken aber um 8 Prozent auf 33,4 Milliarden Dollar.
Wachstum in wichtigen Märkten
An einer Medienorientierung sprach Konzernchef Spiesshofer davon, dass ABB im abgelaufenen Geschäftsjahr seine Hausaufgaben gemacht habe. Das Kosteneinsparprogramm sei gut unterwegs und in wichtigen Märkten habe der Konzern zulegen können.
Explizit hob der Manager das Wachstum im vierten Quartal 2016 bei den Basisaufträgen auf vergleichbarer Basis in China von 11 Prozent sowie in Indien von 14 Prozent hervor.
Zu den Geschäften in den USA sagte Spiesshofer, dass der Konzern vor allem über lokale Aktivitäten verfüge, es werde kaum etwas in- oder exportiert. In den vergangenen Jahre habe das Unternehmen in den USA rund 10 Milliarden Dollar investiert. Vor Ort beschäftige ABB rund 20’000 der weltweit 132’000 Mitarbeiter. Der Konzernchef zeigte sich insgesamt zuversichtlich für die US-Geschäfte.
Finanzchef Eric Elzvik sprach an der Medienorientierung von heftigen Gegenwinden an den Märkten, die vor allem den Bereich Prozessautomation trafen. Die Umsätze in diesem Segment gingen im vierten Quartal auf vergleichbarer Basis um 8 Prozent auf 1,7 Milliarden Dollar zurück. Die Bestellungen sanken sogar um 14 Prozent.
Insgesamt stiegen zwar die Einnahmen von Oktober bis Dezember 2016 auf adjustierter Basis, also währungs- und portfoliobereinigt, um 1 Prozent. Für das Gesamtjahr ging der Umsatz auf bereinigter Basis allerdings um 1 Prozent nach unten.
Strategie im Hintertreffen
Mit Blick auf die strategischen Ziele ist ABB im Rückstand. Beim Zielerreichungsgrad hapert es derzeit bei zwei der fünf strategischen Ziele.
So gibt es derzeit lediglich Nullwachstum beim Umsatz. Das Unternehmen peilt bei der Kennzahl aber eigentlich eine Steigerung zwischen 3 bis 6 Prozent an. Dieses Intervall wurde ohnehin schon einmal gesenkt.
Das zweite strategische Ziel, das ABB im Moment nicht erreicht, ist das operative Gewinnwachstum pro Aktie. Hierbei soll der durchschnittliche Zugewinn zwischen 10 bis 15 Prozent pro Jahr liegen. Der ABB-Konzern kommt für das abgelaufene Geschäftsjahr 2016 lediglich auf eine Steigerung von 4 Prozent.
Konzernchef Ulrich Spiesshofer sieht sich dennoch auf Kurs. Er sagte während einer Telefonkonferenz am Mittwochmorgen auf eine entsprechende Frage der Nachrichtenagentur sda, dass die Gruppe strategisch gut unterwegs sei.
An der Börse waren die Reaktionen auf die Informationen überwiegend negativ. Die Aktien des Industriekonzerns ABB starteten mit Abschlägen in den Tag. Im Vormittagshandel verloren die Papiere in einem leicht positiven Gesamtmarkt rund 3 Prozent.