Jedes Jahr sterben in der Schweiz über 3000 Rehkitze durch Mähmaschinen. Nun naht Rettung aus der Luft: Ein Mini-Helikopter mit Wärmebildkamera kann die Kitze sicher und schnell aufspüren, berichten Forscher in Bern.
Die Techniker der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) haben im Sommer 2012 mit dem Fluggerät 100 Felder in 26 Tagen abgeflogen und dabei 21 Kitze, zehn Rehe und einen Junghasen entdeckt. Auf allen zwölf nach den Flügen gemähten Feldern konnten die Tiere zuvor aus der Luft geortet und entfernt werden, schrieb die HAFL am Mittwoch in einer Mitteilung.
Rehkitze kommen im Mai und Juni in Wiesen und Feldern zur Welt. Bei Gefahr ducken sie sich zu Boden – was sie zwar vor Füchsen und Greifvögeln schützt, nicht aber vor der Mähmaschine. Das Verscheuchen der Tiere mit Hunden, Blitzlampen oder Tüchern auf Stangen zeigt wenig Erfolg.
Per Autopilot gesteuert
Der Multikopter fliegt per Autopilot gesteuert die zu mähenden Wiesen ab und sendet die Thermalbilder live an einen Bildschirm am Boden. So dauert es inklusive Anfahrt und Einrichten nur 20 bis 30 Minuten, ein Feld von zwei Hektaren abzusuchen. Bei grossen Flächen genügten im Versuch 7,5 Minuten pro Hektare.
Der Multikopter funktioniert so gut wie ein weiteres Thermalsystem, das in der Schweiz bereits eingesetzt wird. Bei diesem sind zehn Infrarotsensoren auf einer sechs Meter langen Teleskop-Stange montiert und finden Wärmequellen am Boden. Damit läuft der Landwirt das Feld ab, was anstrengend und zeitaufwändig ist.
Bei kühlem Wetter einsetzen
Der Multikopter ist viermal schneller. Dafür zeigt er sämtliche warmen Stellen an, auch wenn es keine Rehkitze sind. Er werde deshalb besser besser bei kühlen, trockenen Bedingungen eingesetzt, etwa frühmorgens, erklärte Projektleiterin Nicole Berger.
Das Stangensystem kostet rund 2500 Franken. Ein Multikopter mit Thermalkamera kommt auf gut 20’000 bis 25’000 Franken zu stehen, sagte Berger der Nachrichtenagentur sda. Für ein Feld von zwei bis drei Hektaren kostet ein Flug etwa 140 Franken. Berger hofft, dass zum Beispiel Gemeinden oder Hobbyflieger das Gerät anschaffen würden.
Noch besser wäre laut Berger indes ein Apparat, mit dem der Landwirt vor Ort prüfen kann, ob sich im näheren Umkreis überhaupt Rehkitze befinden. So ein System möchten die Forscher in einem Nachfolgeprojekt entwickeln.
Das schweizerische Rehkitzprojekt führte die HAFL in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Umwelt, der ETH Zürich und der Berner Fachhochschule Technik und Informatik durch.