Waldbrand- und Hitzegefahr nimmt laufend zu

Die zweite Hitzewelle innert Monatsfrist hat am Mittwoch die Schweiz erreicht. Der Juli 2015 befindet sich auf Rekordkurs. Gleichzeitig verfügten die Tessiner Behörden ein absolutes Feuerverbot im Freien, in neun weiteren Kantonen gilt ein Verbot in Waldesnähe.

Solche behördlichen Anweisungen sind momentan in mehreren Kantonen zu sehen. Im Tessin herrscht sogar generelles Feuerverbot im Freien. (Archiv) (Bild: sda)

Die zweite Hitzewelle innert Monatsfrist hat am Mittwoch die Schweiz erreicht. Der Juli 2015 befindet sich auf Rekordkurs. Gleichzeitig verfügten die Tessiner Behörden ein absolutes Feuerverbot im Freien, in neun weiteren Kantonen gilt ein Verbot in Waldesnähe.

Mit Ausnahme der Kantone Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden sowie Genf herrscht in der ganzen Schweiz erhebliche, grosse oder sogar sehr grosse Waldbrandgefahr. Für weite Teile der Schweiz zeigt das Naturgefahrenbulletin des Bundes zudem eine erhebliche Gefahr für Hitze an – Stufe 3 von 5.

Im Kanton Jura, wo laut Bundesamt für Umwelt (BAFU) die höchste von fünf Waldbrandgefahrenstufen gilt, erliessen die Behörden am Mittwoch ein Feuerverbot im Wald und in der Nähe von Wäldern. Dasselbe verfügte ab Donnerstagmittag auch der Kanton Aargau.

Kanton Bern setzt auf Eigenverantwortung

Trotz grosser Waldbrandgefahr verzichtet der Kanton Bern einstweilen auf ein generelles Feuerverbot. Er setzt auf die Vernunft der Bevölkerung und auf präventive Massnahmen – auch aus taktischen Gründen, wie der Bieler Regierungsstatthalter Philippe Chételat sagte.

Wenn man zu früh mit einem Verbot beginne, lasse irgendwann die Disziplin nach, sagte Chételat am Mittwoch im Regionaljournal Bern von Radio SRF. Deshalb setze man einstweilen auf Sensibilisierung und Eigenverantwortung. Das könne sich aber mit Blick auf den Nationalfeiertag noch ändern.

Sollte es bis Ende Monat keine lang anhaltenden Niederschläge geben, sei für den 1. August von einem allgemeinen Feuerverbot auszugehen, schrieben die bernischen Regierungsstatthalter, die Volkswirtschaftsdirektion und die Gebäudeversicherung in einem gemeinsamen Communiqué. Der Entscheid solle am 27. Juli getroffen werden.

Äusserste Vorsicht geboten

Verboten ist in den zehn Kantonen mit Feuerverboten auch das Zünden von Feuerwerk. Zündhölzer und Zigaretten sollen zudem sorgfältig gelöscht und entsorgt werden. Ausnahmen vom Feuer- und Feuerwerksverbot sind möglich, dies aber nur mit der Bewilligung der Polizei und in festgelegten und von der Feuerwehr gesicherten Gebieten.

In dreizehn weiteren Kantonen mahnen die Behörden zu sorgfältigem Umgang mit Feuer im Wald und im Freien. Die anhaltende Trockenheit, die hohen Temperaturen und der Wind haben allein diese Woche mindestens drei Brände im Kanton Bern begünstigt.

Auch die Amtliche Futtermittelkontrolle warnt vor den Auswirkungen der Hitzewelle. «Bei den aktuellen Temperaturen machen wir Sie auf die Lagerung der Futtermittel aufmerksam», hiess es in einem Newsletter. «Passen Sie auf die Erhitzung der Produkte auf, insbesondere wenn diese hinter einem Fenster direkt dem Sonnenlicht ausgesetzt sind.»

Zunehmende Todesfälle

Der Kanton Genf hat wegen der Hitze zum zweiten Mal in diesem Sommer den Hitzealarm ausgelöst. Die Temperaturen im Genferseebecken würden bis nächste Woche hoch bleiben und sich damit dem Hitzesommer 2003 annähern, wie der Kanton Genf am Mittwoch mitteilte.

Damals habe es eine erhöhte Sterblichkeitsrate in der Bevölkerung gegeben. Die Vorkehrungen gelten vor allem betagten Personen und Kindern unter vier Jahren. Der Genfer Kantonsarzt rief die Bevölkerung dazu auf, sich um die Verwandten und Nachbarn zu kümmern.

Am Dienstag hatte das Bundesamt für Statistik gemeldet, dass in der ersten Juliwoche etwas mehr ältere Menschen gestorben sind als zu dieser Jahreszeit üblich. Der Bund führt dies «mit grosser Wahrscheinlichkeit» auf die gleichzeitig beobachtete Hitzewelle zurück. Im Hitzesommer 2003 wurden in der Schweiz rund 1000 zusätzliche Todesfälle verzeichnet.

Juli 2015 könnte alle Rekorde brechen

Das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie (MeteoSchweiz) zieht bereits jetzt Parallelen zum Rekordhitzesommer 2003. «Die aktuellen Wettermodelle deuten darauf hin, dass auch in der zweiten Julihälfte die Temperaturen auf einem sehr hohen Niveau bleiben und der Juli 2015 in weiten Teilen der Schweiz die bisherigen Rekorde bricht», hiess es in einer Mitteilung.

Die Höchsttemperaturen erreichen in den nächsten Tagen zwischen 31 und 36 Grad, dabei nimmt die Luftfeuchtigkeit allmählich zu. Die nächtlichen Tiefstwerte bleiben laut MeteoSchweiz oft über der 20-Grad-Marke. Im Zentralwallis sind Höchsttemperaturen von 34 bis 37 Grad vorhergesagt.

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