Die Waldenburgerbahn (WB) soll ihre Sonderfall-Schmalspur-Geleise verlassen: Die Baselbieter Regierung schlägt die Umstellung auf Einmeterspur vor, wie sie am Mittwoch mitteilte. Das Zusammenfallen von Rollmaterial- und Trassee-Erneuerung sei dafür eine einmalig günstige Chance.
Mit 75 Zentimetern hat die WB heute die schmalste Spurweite öffentlicher Bahnen in der Schweiz. 2010 hatte der Landrat diese zwar noch im Grundsatz bestätigt, inzwischen aber eine erneute Prüfung der bei Trams in der Schweiz üblichen Meterspur bestellt. Hintergrund ist der anstehende Kauf von 14 neuen Zügen für den WB-Linienbetrieb.
Mit dieser kompletten Rollmaterial-Ersatzbeschaffung verbunden ist ein Umbau des Endbahnhofs in Waldenburg. Zwecks Koordination mit SBB-Arbeiten im Bahnhof Liestal ist die WB-Schienenerneuerung für das Jahr 2022 vorgesehen – die WB-Züge sollen dabei ein Jahr still stehen und durch Busse ersetzt werden. Danach sollen die neuen Züge fahren.
Volle Wagenbreite erst nach 2020
«Nach der Gegenüberstellung aller Vor- und Nachteile» beantragt die Regierung nun eine Umspurung auf Einmeterspur. Zudem soll das Lichtraumprofil von heute 2,20 Metern langfristig auf 2,65 Meter erweitert werden. Per 2022 sei dies indes unrealistisch, sodass das nächste Rollmaterial 2022 in ein Profil von 2,40 Metern passen soll.
Das zeitliche Zusammentreffen von Rollmaterialersatz, Betriebskonzeptumstellung und Erneuerung des Trassees mit der SBB-bedingten Totalsperre bei Liestal sei «eine einmalige Gelegenheit», Umspurung und Lichtraumerweiterung «relativ schnell und kostengünstig umzusetzen», teilte die Regierung weiter mit.
Insgesamt werden die Erneuerungs-Investitionen auf gegen 270 Millionen Fr. geschätzt. Die WB soll künftig in Spitzenzeiten einen Viertelstundentakt und bessere Anschlüsse an SBB-Züge anbieten. Dies bringe dem ganzen Tal insbesondere bessere Verbindungen von und nach Basel. Auf ihren 13 Kilometern zwischen Liestal und Waldenburg beförderte die WB im vergangenen Jahr 1,86 Millionen Passagiere.
Aus für Folklore-Dampfzug
«Voraussichtlich unvermeidlich» sei mit der Einmeterspur jedoch das Aus für den Dampfbetrieb. Dazu wären unter anderem Rollmaterial anzupassen oder ein drittes Gleis zu bauen, wozu «die Finanzierung offen» sei. Dieser bedauerliche kulturelle Verlust werde durch «die bessere, zukunftsgerichtete Verkehrsanbindung» weitaus aufgewogen.
Entsprechend bereits Widerstand angekündigt hatten die in einem Verein organisierten Freunde des historischen WB-Dampfzuges. Jener fährt indes nur noch sporadisch und nicht rentabel; wegen Sicherheitsauflagen ist seine Zukunft ohnehin ungewiss.
Organisatorisch wird die WB ebenfalls neu aufgegleist: Die Regierung will die WB wegen deren teurer Rundum-Erneuerung in die in Oberwil ansässige Baselland Transport (BLT) integrieren. Die BLT betreibt diverse Tram- und Buslinien und hat deutlich mehr Erfahrung mit solchen Investitionen.
Diese Fusion braucht die Zustimmung der beiden Generalversammlungen und des Landrats. WB und BLT sind weitgehend in öffentlicher Hand. Bei der BLT ist der Kanton grösster Einzelaktionär, gefolgt von den Baselbieter Gemeinden. Bei der WB liegen die Beteiligungsquoten von Kanton, Bund und Baselbieter Gemeinden in der Grössenordnung von je über 30 Prozent.