Das Waldrapp-Weibchen, das im Herbst 2012 als Jungvogel auf dem Weg nach Süden von Artgenossen am Zugersee zurückgelassen wurde, hat beim diesjährigen Flug ins Winterquartier erneut den Anschluss verpasst. «Shorty» war am Donnerstag in St. Gallen unterwegs – alleine.
Der Waldrapp im Soloflug hält sich seit Donnerstag wieder in der Schweiz auf. Dies ergaben Daten seines GPS-Senders, wie das europäische Waldrapp-Forschungsteam mit Sitz in Österreich mitteilte.
Vor einer Woche sei das Tier noch mit seien Artgenossen zusammen gewesen. Diese seien derzeit auf dem Weg über die Alpen in die Toskana. Später trennte sich Shorty von ihnen und flog alleine in die Schweiz.
Die erstmalige Anwesenheit des seltenen Vogels in der Schweiz 2012 sorgte für einiges Aufsehen. Versuche von Ornithologen, das Tier einzufangen, schlugen wiederholt fehl. Shorty überwinterte schliesslich in Gesellschaft von Gänsen, Kormoranen, Rabenkrähen und anderen Vögeln am Zugersee.
Mit dem Auto ins Winterquartier
Im Sommer 2013 flog Shorty an den Schlupfort Burghausen in Bayern zu seinen Artgenossen zurück. Für den anschliessenden Winter chauffierten Ornithologen den Vogel vorsorglich in die Toskana und später wieder zurück.
Die Forscher sind zuversichtlich, dass der Waldrapp diesmal den Weg ins Wintergebiet auch alleine findet. Im Gegensatz zu 2012 kenne er nun die Position des Winterquartiers, schreibt das Waldrappteam.
Der Waldrapp ist weltweit einer der am stärksten bedrohten Zugvögel. Gemäss Waldrapp-Team zeigten nur noch weniger als 30 Exemplare auf der Welt das arttypische Zugverhalten.
Der Waldrapp war bis ins 17. Jahrhundert auch in Mitteleuropa heimisch. Danach verschwand er weitgehend vor allem aus Jagdgründen. Im Rahmen eines europäischen Artenschutzprojekts soll der Waldrapp in Europa wieder als Zugvogel angesiedelt werden.