Wales erreicht an seiner ersten Endrunde gleich die K.o.-Phase. Die Waliser stürmen in Toulouse mit einem 3:0-Triumph über Russland in die Achtelfinals und sogar zum Gruppensieg.
Nach 20 Minuten war die Partie schon mehr als vorentschieden. In der 11. Minute gelang Aaron Ramsey, dem 25-jährigen Offensivspieler von Arsenal, mit der bereits vierten Torchance das Führungstor. Ramsey traf zum zwölften Mal für die walisische Nationalmannschaft, nur einmal hatte Wales nach einem Goal Ramseys noch verloren. Neun Minuten später standen die Zeichen für Wales endgültig auf Sieg. Der linke Aussenverteidiger Neil Taylor bezwang nach einem Spurt über fast das ganze Feld im zweiten Anlauf den russischen Torhüter Igor Akinfejew. Für Taylor war es das erste Länderspieltor überhaupt.
Die Russen machten dem Gegner das Toreschiessen einfach. Beiden Goals gingen russische Ballverluste im Spielaufbau voraus. Beim zweiten Gegentor folgte auf den ersten Ballverlust in der Offensive noch ein Fehler von Roman Schirokow, der den Ball in den Lauf von Taylor spitzelte.
Dass Russland im Spielaufbau patzte, überraschte nicht. Mit Ratlosigkeit hatte Trainer Leonid Sluzki auf die missglückten Auftritte gegen England (1:1) und die Slowakei (1:2) reagiert. Er stellte das Mittelfeld komplett um. Die vier Änderungen machten sich nicht bezahlt. In der Offensive fanden die Russen kein Mittel und keine Lösungen. Und in der Defensive wurden sie vom walisischen Tempo praktisch bei jedem Konter überfordert. Nach dem 0:2 glaubten die Russen, die mit einem Sieg weitergekommen wären, kaum noch an ihre Chance. Trainer Sluzki verteilte sogar noch Geschenke: Die Zwillinge Wassili und Alexej Beresuzki durften sich an ihrem 34. Geburtstag die 90 Minuten brüderlich teilen.
Wales störte sich nicht an den Russen. Sie zelebrierten ihr Fussballfest. Nur viermal in den letzten 20 Jahren gewann Wales ein Länderspiel noch deutlicher als am Montagabend in Toulouse gegen Russland: 2003 gegen Aserbaidschan (4:0), 2004 gegen Schottland (4:0), 2006 gegen Liechtenstein (4:0) und 2010 gegen Luxemburg (5:1). Superstar Gareth Bale glänzte erneut. Dem bald 27-jährigen Torjäger von Real Madrid gelang zum 3:0 (67.) bereits das dritte Tor im Turnier. Als erster Spieler seit Ruud van Nistelrooy und Milan Baros (beide 2004 in Portugal) erzielte Bale in jedem Gruppenspiel ein Tor. Das 2:0 hatte Bale zudem vorbereitet. An 13 der letzten 17 walisischen Goals war Bale direkt beteiligt (10 Tore, 3 x als Vorbereiter).
Als Gruppensieger trifft Wales in den Achtelfinals auf einen Gruppendritten der Vorrunde; als möglicher Gegner winkt Albanien aus der Schweizer Gruppe. Die Viertelfinalqualifikation erscheint möglich. Obwohl Wales noch nie an einer Endrunde teilgenommen hat, wäre dies keine Premiere. 1976, als die EM-Endrunde nur mit vier Teams ausgespielt wurde, stand Wales in den Viertelfinals und scheiterte mit 0:2 (a) und 1:1 (h) an Jugoslawien.
Russland – Wales 0:3 (0:2)
Toulouse. – 30’000 Zuschauer. – SR Eriksson (SWE). – Tore: 11. Ramsey (Allen) 0:1. 20. Taylor 0:2. 67. Bale (Ramsey) 0:3.
Russland: Akinfejew; Smolnikow, Wassili Beresuzki (46. Alexej Beresuzki), Ignaschewitsch, Kombarow; Mamajew, Gluschakow; Smolow (70. Samedow), Schirokow (52. Golowin), Kokorin; Dsjuba.
Wales: Hennessey; Gunter, Chester, Ashley Williams, Davies, Taylor; Allen (74. Edwards), Ledley (76. King), Ramsey; Bale (83. Church), Vokes.
Bemerkungen: Beide Mannschaften komplett. Verwarnungen: 16. Vokes (Foul), 64. Mamajew (Unsportlichkeit).
Resultate: Russland – Wales 0:3 (0:2). Slowakei – England 0:0.
Rangliste (alle 3 Spiele): 1. Wales 6. 2. England 5. 3. Slowakei 4. 4. Russland 1.