Wall Street feiert Etatkompromiss mit Kursfeuerwerk

Die Einigung im US-Haushaltsstreit hat zum Jahresstart für ein Kursfeuerwerk an der Wall Street gesorgt. „Das ist eine Befreiungsrally“, fasste Brian Battle vom Investmentberater Performance Trust Capital Partners am Mittwoch das Geschehen zusammen.

Ein Händler der NYSE (Archiv) (Bild: sda)

Die Einigung im US-Haushaltsstreit hat zum Jahresstart für ein Kursfeuerwerk an der Wall Street gesorgt. „Das ist eine Befreiungsrally“, fasste Brian Battle vom Investmentberater Performance Trust Capital Partners am Mittwoch das Geschehen zusammen.

Er rechnet aber nicht damit, dass der Aufwärtstrend von langer Dauer ist. Die nächste Krise droht mit der bevorstehenden Debatte über die Erhöhung der Schuldengrenze. Die USA stossen voraussichtlich Ende Februar an ihre selbst gesetzte Obergrenze.

Nach wochenlangem Tauziehen fanden Republikaner und Demokraten in der Nacht zu Mittwoch einen Kompromiss, mit dem sie zum Jahreswechsel automatisch eintretende Steuererhöhungen für praktisch alle Amerikaner sowie Ausgabenkürzungen weitgehend verhinderten und die Gefahr einer Rezession abwendeten.

Der Dow-Jones-Index mit den 30 Standardwerten schloss knapp 2,4 Prozent höher auf 13.412 Punkten. Im Handelsverlauf pendelte der Leitindex zwischen 13.104 und 13.412 Stellen.

Der breiter gefasste S&P 500 rückte 2,5 Prozent auf 1462 Zähler vor. Der Nasdaq kletterte sogar um 3,1 Prozent auf 3112 Punkte.

Jubel auch an anderen Börsen

Auch an anderen Börsen wurde der Kompromiss im US-Haushaltsstreit mit kräftigen Gewinnen gefeiert. Die Erleichterung über den guten Start ins neue Jahr war gross. In Frankfurt sprang der Dax am Mittwoch im Tagesverlauf auf den höchsten Stand seit fünf Jahren. Auch Öl, Gold und der Euro gewannen.

Der deutsche Leitindex stieg um mehr als 2 Prozent auf 7789 Punkte und näherte sich damit der psychologisch wichtigen Marke von 7800 Punkten. Auch andere Aktienmärkte in Europa und Asien reagierten sehr positiv auf die allerdings nur vorläufige Lösung im Dauerstreit um den US-Haushalt.

Euro legt zu

Selbst Euro-Krisenländer profitierten. Ihre Schuldenaufnahme wurde tendenziell billiger. So fielen die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen Spaniens auf den tiefsten Stand seit März 2012.

Die Schweizer Börse SIX wird erst am Donnerstag ins neue Handelsjahr starten. Im Devisenhandel stieg der Euro nach dem Kompromiss im US-Handelsstreit. Zum Franken legte er von 1,2075 auf 2,2090 Fr. zu. Zum Dollar knackte er die Marke von 1,32 Dollar und notierte bei 1,3260 Dollar.

In den vergangenen Handelstagen hatten Investoren wegen drohender Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen in den USA noch den „sicheren Hafen“ US-Dollar gesucht. Zum Franken fiel der Dollar am Mittwoch von 91,6 auf 91,2 Rappen.

Banken im Plus

An den Aktienmärkten legten vor allem die Banken überdurchschnittlich zu. Mit der Einigung im Haushaltsstreit werden massive Steuererhöhungen für Millionen Amerikaner zum Jahresanfang abgewendet. Experten hatten einen Rückfall der Vereinigten Staaten in eine Rezession befürchtet.

Generell stiess der Haushaltskompromiss deshalb bei Ökonomen und Verbänden auf ein positives Echo. Durch die Einigung, die vergleichsweise moderate Steuererhöhungen und zunächst keine Ausgabenkürzungen vorsieht, dürften die US-Wirtschaft einem erneuten Absturz entgehen, hiess es es in vielen Kommentaren.

Nur erster Schritt

Die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft reagierten erleichtert, sehen aber noch grossen Handlungsbedarf. Bernhard Welschke, USA-Experte beim Industrieverband BDI, sieht in der Einigung noch nicht einmal die halbe Miete, sondern allenfalls einen ersten Schritt.

Es sei weiterhin unklar, wie die ausufernden Staatsschulden eingedämmt werden sollen, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Ähnlich äusserte sich Ilja Nothnagel vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK): „Es führt kein Weg an einer langfristigen Strategie vorbei, um aus der Verschuldung herauszukommen.“

Ökonomen warnen, dass der im Kompromiss vorgesehene Wegfall der vorübergehenden Senkung bei den Sozialabgaben das US-Wachstum belasten werde. Allein dieser Effekt dürfte die Arbeitnehmer 2013 mit etwa 120 Milliarden Dollar belasten, rechnete Commerzbank-Experte Christoph Balz vor.

Diese Skepsis stiess an den Börsen auf wenig Gehör. „An den Märkten überwiegt der Optimismus, da die USA ein starkes Wachstumssignal gegeben haben“, sagte Händlerin Anita Paluch vom Broker Gekko Global Markets.

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