Die Ursache des tragischen Busunglücks von Siders, bei dem 28 Menschen starben, bleibt im Dunkeln. Die Walliser Staatsanwaltschaft stellt die Strafuntersuchung ein. Für sie stehen alle möglichen Ursachen im Zusammenhang mit dem verstorbenen Chauffeur.
Trotz einer umfangreichen und vielschichtigen Untersuchung habe die genaue Ursache des Unfalls nicht abgeklärt werden können, teilte die Walliser Staatsanwaltschaft mit. Alle erdenklichen Ursachen wie Unwohlsein oder Unachtsamkeit hingen mit der Person des verstorbenen Chauffeurs zusammen.
«Andere Unfallhypothesen konnten ausgeschlossen werden.» Die wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässigen Körperverletzungen eröffnete Untersuchung gegen Unbekannt müsse folglich eingestellt werden, hielt der Walliser Oberstaatsanwalt Olivier Elsig fest. Die Parteien können den Entscheid noch innert zehn Tagen anfechten.
Beim Unfall des Reisecars vom 13. März 2012 verloren 22 Kinder und 6 Erwachsene ihr Leben. Weitere 24 Kinder wurden schwer verletzt. Der belgische Bus war auf der Heimfahrt von einem Skilager im Wallis auf der Autobahn A9 frontal in die Nothaltenische eines Tunnels bei Siders geprallt.
Keine Ergebnisse aus Zusatzermittlungen
Die Walliser Staatsanwaltschaft kündigte bereits im August 2013 die Einstellung des Verfahrens an. Die Eltern beantragten jedoch weitere Untersuchungen. Die Staatsanwaltschaft nahm darauf den Laptop und die beiden Handy des Fahrers unter die Lupe.
Aus den zusätzlichen Ermittlungen ergaben sich jedoch keine weiteren Erkenntnisse. Schon kurz nach dem verheerenden Unfall wurden Einwirkung von Dritten, überhöhte Geschwindigkeit, Alkoholeinfluss oder technische Probleme beim Fahrzeug als Ursachen ausgeschlossen.
Unachtsamkeit oder Schwächeanfall
Die Ermittlungen konzentrierten danach auf den 34-jährigen Busfahrer, der beim Unfall verstarb. Bei ihm wurde bei der Autopsie eine Erkrankung des linken Herzkranzgefässes entdeckt.
Diese Erkrankung könnte gemäss einem im Mai 2013 veröffentlichten Gutachten einen akuten Herzinfarkt, eine Angina pectoris oder Herzrhythmusstörungen verursacht haben. Das Gutachten nannte Unachtsamkeit oder Schwächeanfall als wahrscheinlichste Unfallursachen.
Als mögliche Unfallursache wurde auch der Einfluss eines Antidepressivums untersucht, das der Chauffeur täglich einnahm. Laut dem medizinischen Gutachten ist es wenig wahrscheinlich, dass das Paroxetin die Fahrfähigkeit des Chauffeurs einschränkte.
Auch die Theorie eines Suizids des Fahrers wurde verworfen. Sein Arzt hatte angegeben, dass es keinen Anlass zur Annahme einer Selbstmordgefährdung gegeben habe. Trotz der Einstellungsverfügung sind die Ermittlungen zum Unfall nicht vorbei.
Eltern gaben private Untersuchungen in Auftrag
Eine Gruppe von 14 Eltern gab Mitte April bei einem privaten Forensik-Institut in den Niederlanden zusätzliche Untersuchungen in Auftrag.
Das Institut «Independent Forensic Services (IFS)» will die Busfahrt in den Niederlanden oder in Belgien nachstellen und auf 3D-Film aufzeichnen. Ein Experte aus Kanada wird die Aufnahmen analysieren.
Das IFS hätte die Aufnahmen gerne am Unfallort im Wallis gemacht. Dies Schweizer Behörden hätten dies aber nicht erlaubt, sagte IFS-Direktorin Selma Eikelenboom. Das Forensik-Institut will auch die Einwirkung des Antidepressivum nochmals unter die Lupe nehmen.