Der deutsche Enthüllungsjournalist Günter Wallraff war wieder unter falscher Identität unterwegs. Dieses Mal heuerte der 69-Jährige in einem Dienstleistungskonzern an und prangert nach seinem Einsatz nun „Menschenschinderei mit System“ an.
„Ich habe dort an verschiedenen Standorten mitgearbeitet und recherchiert – und habe Arbeitsbedingungen festgestellt, die körperlich, nervlich und finanziell ruinieren“, sagte der Autor der Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch in Düsseldorf.
„Es ist ein System, das eine Form von moderner Sklaverei mitten in Deutschland darstellt.“ Mehrere tausend Menschen seien betroffen, vor allem jüngere und männliche Beschäftigte.
„Es geht um prekäre Beschäftigung, um Dumpinglöhne von drei bis fünf Euro pro Stunde, um 14-Stunden-Einsätze bis zur totalen Erschöpfung, um nicht bezahlte Überstunden, um Schlafdefizite, die Unfälle provozieren können, um Drangsalierung.“ Arbeitsschutzgesetze würden klar missachtet. „Gegenüber den Behörden werden manipulierte Angaben gemacht.“
Den Namen des Konzerns wollte Wallraff bis zur Ausstrahlung seiner einstündigen Reportage am Abend um 21.15 Uhr bei RTL nicht nennen. Er befürchte eine einstweilige Verfügung gegen die Veröffentlichung in der TV-Sendung und auch im „Zeitmagazin“ – am Mittwochabend in der iPad-Version, am Donnerstag in der Printausgabe.
Es handle sich um einen expandierenden europäischen Konzern mit einem Schwerpunkt in Deutschland.