Der Warschauer Kulturpalast hat am Mittwoch sein 60-jähriges Bestehen gefeiert. Die Kinder der Hauptstadt waren eingeladen, in der 30. Etage von Polens höchstem Gebäude einen Geburtstagskuchen zu vernaschen, der dem 237 Meter hohen Wolkenkratzer nachempfunden war.
Für den Abend war zum Volkstanz am Fusse des architektonischen Kolosses aus der Ära des Sowjet-Führers Josef Stalin geladen. Der multifunktionale Kultur- und Wissenschaftspalast gilt als Sinnbild des stalinistischen Totalitarismus und weckt in Polen seit jeher gemischte Gefühle.
Im Kulturpalast fanden regelmässig die Parteitage der polnischen Kommunistischen Partei statt. Das Gebäude wurde auch von kommunistischen Führungspersönlichkeiten wie Nikita Chruschtschow, Ho Chi Minh und Kim Il Sung besucht. Stalin selbst starb 1953 und damit zwei Jahre vor der Fertigstellung.
Im grossen Saal des Kulturpalastes mit 3000 Plätzen fanden aber auch Konzerte von Marlene Dietrich, Charles Aznavour und den Rolling Stones statt. In dem weitläufigen Gebäude gibt es zudem mehrere Theater und Kinos, Restaurants und Ausstellungshallen.
Trotz des reichhaltigen Kulturprogramms blieb der Palast aber für viele ein Symbol der sowjetischen Unterdrückung. Heute gilt das nicht zu übersehende Bauwerk als Wahrzeichen Warschaus, auch wenn seine Architektur vielfach negativ bewertet wird. Der polnische Dichter Wladyslaw Broniewski bezeichnete den Kulturpalast als «Traum eines betrunkenen Konditors».