Wartezeiten in Notfallstation des Basler Unispitals markant kürzer

In der Notfallstation des Universitätsspitals Basel (USB) haben sich Warte- und Aufenthaltszeiten für Patienten markant verkürzt. Zu verdanken ist dies einem neuen Triage-Konzept, das am 15. Juli als schweizweites Novum eingeführt worden.

In der Notfallstation des Universitätsspitals Basel (USB) haben sich Warte- und Aufenthaltszeiten für Patienten markant verkürzt. Zu verdanken ist dies einem neuen Triage-Konzept, das am 15. Juli als schweizweites Novum eingeführt worden.

Roland Bingisser, Chefarzt der grössten Notfallstation der Deutschschweiz, zog am Mittwoch eine positive erste Bilanz. Sieben Wochen nach Einführung der sogenannten Team-Triage dauert es am USB im Schnitt nur noch 20 Minuten, bis ein Notfallpatient von einem Facharzt untersucht wird. Zuvor vergingen bis zum ersten Arztkontakt 38 Minuten. Und in der Regel war ein Assistenzarzt an der Front.

Umgekehrte Abläufe

Verkürzt werden konnten die von Patienten als sehr unangenehm empfundenen Wartezeiten dadurch, dass die bisher landesweit üblichen Abläufe in der Notfallstation des USB auf den Kopf gestellt wurden. Die erste Diagnose wird sehr rasch nach dem Spitaleintritt durch ein erfahrenes Team aus Notfallpflege und Ärzteschaft vorgenommen. Dafür wurde die administrative Anmeldung nach hinten verlegt.

Für ambulante Patienten halbierte sich durch die Team-Triage die durchschnittliche Durchlaufzeit vom Eintritt bis zum Austritt von 3 auf 1,5 Stunden. Bei stationären Patienten vergingen vom Eintritt bis zur Verlegung im Schnitt nur 4,8 Stunden gegenüber 6,5 Stunden beim alten System.

Dank dem neuen Konzept sind Patientinnen und Patienten früher über den vorgesehenen Behandlungspfad informiert. Sie wissen rascher, ob sie noch gleichentags nach Hause gehen können oder ob sie für eine stationäre Behandlung im Spital bleiben müssen.

Schwere Fälle rascher erkennen

Gleichzeitig erhöht sich durch die Team-Triage auch die Sicherheit der Patienten. Neu kann eine Pflegefachperson schon am Eingang bei der Kurzaufnahme entscheiden, ob es sich um einen schweren Fall handelt, der eine prioritäre Behandlung erfordert. Unproblematische Fälle anderseits können rascher identifiziert, behandelt und entlassen werden, was den Notfallbetrieb entlastet.

Mit dem aus den USA übernommenen Triage-Konzept reagiert das USB laut Bingisser auf die kontinuierlich steigende Patientenzahl in der Notfallstation. Die jährliche Wachstumsrate beträgt 4 Prozent.

Die Kapazitätsgrenze der Basler Notfallstation lag bisher bei 50’000 Fällen pro Jahr und wäre mit aktuell 48’000 Fällen bald erreicht worden. Bingisser hofft nun, dass dank effizienterer Abläufe die Kapazitäten ausreichen bis zur Inbetriebnahme einer grösseren Notfallstation im neuen Klinikum 2, die für 2027 geplant ist.

Das USB ist nach Angaben Bingissers das erste grosse Schweizer Spital mit einem solchen Triage-Konzept. Ähnliche Konzepte in kleinerem Massstab gebe es jedoch auch in Biel und Chur.

Investitionen und mehr Stellen

Am USB erforderte die Umsetzung des Konzepts neben Investitionen von rund 1,5 Millionen Franken auch mehr Personal. So wurde die Zahl der ärztlichen Stellen um 3 auf 37 erhöht und jene der pflegerischen um 4 auf 72. Zusammen mit 6 administrativen Stellen verfügt die Notfallstation des USB nun über 115 Stellen, in die sich rund 150 Personen teilen.

Laut dem Chefarzt ist das neue Konzept sowohl von betriebs- wie auch von volkswirtschaftlichem Nutzen. Beeindruckt ist Bingisser von den Reaktionen der Patienten: Positive Rückmeldungen von diesen seien eine neue Erfahrung. Dass wegen der besseren Qualität die Zahl der Notfallpatienten noch stärker ansteigen könnte als bisher, muss nach Ansicht des Chefarzts als Nebenwirkung hingenommen werden.

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