Die Klimaerwärmung soll im weltweiten Durchschnitt auf unter zwei Grad begrenzt werden. Ein Forscherteam mit Beteiligung der ETH Zürich hat berechnet, was das für den Temperaturanstieg in einzelnen Weltregionen bedeutet.
Mit dem Klimaabkommen von Paris haben die Länder beschlossen, die weltweite Klimaerwärmung auf unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Was eine solche Erwärmung für die Temperaturen in einzelnen Weltregionen bedeutet, hat ein internationales Forscherteam unter Federführung der ETH Zürich berechnet, wie die Hochschule am Mittwoch mitteilte.
Mit dem sogenannten Zwei-Grad-Ziel sollen schwerwiegende und unumkehrbare Schäden für Mensch und Umwelt verhindert werden. Viele würden diese zwei Grad Erwärmung im globalen Durchschnitt als zwei Grad Erwärmung in ihrer Region missverstehen, erklärte Studienleiterin Sonia Seneviratne, Professorin für Land-Klima-Dynamik an der ETH Zürich, in der Mitteilung.
Ungleichmässiger Temperaturanstieg
Aus Klimamodellen weiss man jedoch, dass sich die Temperaturen über Land stärker erwärmen als über dem Meer. Deshalb berechneten die Klimawissenschaftler um Seneviratne, welche Extrem- und Durchschnittstemperaturen in einzelnen Weltregionen zu erwarten sind.
Gemäss ihren Analysen würde ein globaler Temperaturanstieg um zwei Grad für die Arktis eine Erwärmung um sechs Grad Celsius bedeuten. Hätte man das Zwei-Grad-Ziel bezogen auf die Arktis verwirklichen wollen, hätte man den globalen Temperaturanstieg auf 0,6 Grad begrenzen müssen. Inzwischen liegt er jedoch bereits bei einem Grad.
Auch im Mittelmeerraum wird es wärmer als mancher wohl angenommen hätte: Bei einer weltweiten Klimaerwärmung um zwei Grad steigen die Temperaturen dort um 3,4 Grad.
Informationsquelle und Verhandlungshilfe
In der grafischen Darstellungen der Berechnungen liesse sich der weltweite CO2-Ausstoss und die damit zusammenhängende globale Durchschnittstemperatur einstellen, wie die ETH schrieb. Die Temperatur einer geografischen Grossregion liesse sich anschliessend einfach auslesen. Ihre Analysen stellen die Wissenschaftler im Fachjournal «Nature» vor.
Seneviratne betrachtet die Studie auch als Informationsquelle für Bevölkerung und Entscheidungsträger, sowie als Verhandlungshilfe für Emissionsziele. Die Verhandlungspartner könnten so einsehen, was der globale CO2-Ausstoss und die damit verbundene Klimaerwärmung konkret für ihre Region bedeute.
Qualitativ wurden diese Zusammenhänge zwar bereits mehrfach untersucht, es handle sich aber um die erste quantitative Darstellung, so die Mitteilung. Aber auch die neuen Modelle geben nur die Durchschnittswerte grösserer Regionen an. Die Temperaturveränderung in der Stadt Zürich liesse sich daraus nicht ableiten, sagte Seneviratne.