In seinem Kommentar zur Kantonsfusion kritisierte TagesWoche-Redaktor Renato Beck, statt dass eine echte Diskussion um eine allfällige Kantonsfusion geführt würde, würden sich Befürworter und Gegner in einem symbolischen Wettrüsten verlieren.
Bálint Csontos, Vorstandsmitglied des Jungen Grünen Bündnisses Nordwest, widerspricht dem in einer Replik.
In seinem Kommentar stellt sich Renato Beck auf den Standpunkt, dass der Zeitpunkt, die Fusion zu prüfen, noch nicht gekommen sei. Dies mit der Begründung einer fehlenden vertieften Diskussion auf sachlicher Ebene und der Fokussierung auf emotionale Argumente.
Tatsächlich aber muss bei der Fusionsfrage die erste Erkenntnis lauten, dass die beiden Basel mehr als ein funktionaler Raum sind und mehr als eine Schicksalsgemeinschaft, deren Angelegenheiten man einfach effizient verwalten sollte. Viel mehr sind wir eine Gesellschaft mit denselben Subkulturen, mit Überlappungen in beinahe allen Interessensbereichen und nicht zuletzt einer gemeinsamen Geschichte. Erst der kulturelle Zusammenhang, der sich daraus ergibt, kann das starke Interesse an einer Idee begründen und dieselbe Idee in ein Resultat umwandeln.
Natürlich sind aber die Befürworter an sachlichen Argumenten mehr als alle anderen interessiert. Insbesondere wir Jungen, die tatsächlich alles tun, um das Thema auszubreiten, haben verstanden, dass zwei getrennte Basel nicht mehr der Lebensrealität entsprechen. Gerade deswegen wünschen wir uns mit einem Ja zur Prüfung die Möglichkeit, alle Aspekte der Fusion eingehend zu prüfen.
Absurde Hinweise auf politische Gegensätze
Der zwischendurch eingestreute Hinweis von Herrn Beck auf politische Gegensätze ist gleich in mehrfacher Hinsicht absurd und unbegründet. Weil in Basel im Gegensatz zum Land eher Parkplätze abgebaut werden, sei die Verkehrspolitik der beiden Kantone konträr und unvereinbar, deswegen taxiert er die Fusion als unrealistisch. Gerade in der Verkehrspolitik ist aber für alle zukünftigen Projekte die Fusion beinahe unerlässlich, es ist fraglich, ob wir sonst beispielsweise das Herzstück realisieren können. Alles, was wie die Parkplätze nicht beide Kantone betrifft, ist sowieso Gemeindesache, wobei die Gemeindeautonomität bei einer Fusion sogar gestärkt wird. Mit dieser Argumentation, die nicht anders als billig bezeichnet werden kann, tritt die wahre Motivation von Herrn Beck zu Tage. Seine eigene Forderung nach einer sachlichen Diskussion hat er offensichtlich selbst schon wieder vergessen.
Themen wie die gemeinsame Verkehrspolitik, Gemeindeautonomie, Stärkung der Demokratie etc. sind im Hinblick auf die Abstimmung zweifelsohne genauso wichtig wie das Bauchgefühl. Wenn Renato Beck aber behauptet, die Diskussion habe sich bisher nur um emotionale Befindlichkeiten gedreht, hat er aber ziemlich konsequent die Augen und Ohren verschlossen, was nicht gerade für seine journalistische Qualifikation spricht.
Natürlich werden bis zur Abstimmung noch nicht alle Fakten auf dem Tisch liegen, denn durch die Arbeit des Verfassungsrates werden noch viele zusätzliche interessante Fragen auftauchen. Am 28. September aber wie vorgeschlagen einfach Nein zu stimmen, würde das Ende der Diskussionen sowie eine verpasste Chance bedeuten. Zudem wäre es der Jugend gegenüber, die um eine produktive Entwicklung des Projektes «Fusion» bemüht ist, mehr als zynisch, dieser zukunftsträchtigen Dynamik aus purer Unlust einen Riegel zu schieben.