Warum die Kunst mehr statt weniger Ressourcen braucht

Stellungnahme von Irene Maag (Künstlerin und Kunstvermittlerin, Baselbieter Kulturpreisträgerin, Reinach) zu den Sparmassnahmen des Kantons Basel-Landschaft im Bereich der Kultur- und Kunstförderung Mit der am 23. Oktober bekannt gewordenen Vereinbarung der RegierungsrätInnen beider Basel scheint der Kulturvertrag BL/BS gerettet zu werden. Nach wie vor pendent sind konkrete Taten des Baselbiets ZUGUNSTEN des Erhalts und nicht […]

Kunst braucht mehr statt weniger Ressourcen, sagt Irene Maag, Künstlerin und Kunstvermittlerin sowie Baselbieter Kulturpreisträgerin.

Stellungnahme von Irene Maag (Künstlerin und Kunstvermittlerin, Baselbieter Kulturpreisträgerin, Reinach) zu den Sparmassnahmen des Kantons Basel-Landschaft im Bereich der Kultur- und Kunstförderung

Mit der am 23. Oktober bekannt gewordenen Vereinbarung der RegierungsrätInnen beider Basel scheint der Kulturvertrag BL/BS gerettet zu werden. Nach wie vor pendent sind konkrete Taten des Baselbiets ZUGUNSTEN des Erhalts und nicht zum Schaden von basellandschaftlicher Kunst und Kultur.

Kulturschaffende arbeiten am Puls der Zeit. Sie sorgen sich um die Kulturlandschaft – wie die Bauern ja auch. Sie beackern Konsum und Kommerz, säen Alternativen und arbeiten poetisch an einer menschenfreundlichen und vielseitigen Gesellschaft.

In meinem Alltag als selbstständige Künstlerin

… bereite ich meinen nächsten Performanceauftritt vor,
… organisiere ich eine Tagung zur Zusammenarbeit in der Kunst,
… schreibe ich Anträge für neue Arbeiten,
… generiere ich innovative Ideen für Wettbewerbsteilnahmen,
… kümmere ich mich um die Dokumentation meiner Werke und veröffentliche sie,
… lehre ich Kunst
… und wehre ich mich gegen Sparmassnahmen im künstlerischen Bereich.

Mein beruflicher Alltag besteht damit aus schätzungsweise 95 Prozent ehrenamtlicher Arbeit. Zudem bin ich Mutter und führe einen Haushalt, was bekanntlich auch keinen Lohn generiert. Das alles bedeutet, dass ich fortwährend Wert schöpfe, ohne dafür entlöhnt zu werden. Als Künstlerin, aber auch als Privatperson kaufe und miete ich hingegen Material und beanspruche Dienstleistungen wie zum Beispiel Fotografie, Video, Grafik, Metallbauarbeiten, Computersupport und Ähnliches. Ich investiere damit in lokale Unternehmen. Sind solche Ungleichgewichte und Missstände nicht absolut peinlich in einer nach wie vor sehr reichen Schweiz?

Das können Sie tun: Geniessen und unterstützen Sie von Herzen das enorm vielfältige kulturelle Angebot in Ihrer Region.

Es macht keinen Sinn, Erwerbsgrundlagen von Kulturschaffenden – die ihr Handwerk in jahrelanger Ausbildung und Berufspraxis erlernt haben und lokale, nationale und internationale Erfolge ausweisen können – durch die angekündigten Sparmassnahmen zu entziehen. Damit werden Signale ausgesendet, dass Kulturschaffende entgegen ihrem leidenschaftlichen Engagement für die Gesellschaft, ihrer Berufung und Begabung besser etwas anderes arbeiten sollten.

Das können Sie tun: Geniessen und unterstützen Sie – als SteuerzahlerIn, als MäzenIn, als KunstsammlerIn, als SponsorIn, als SpenderIn, als dafür kämpfende BürgerIn – von Herzen das enorm vielfältige kulturelle Angebot in Ihrer Region. Besuchen Sie aus Lust auf neue Erfahrungen Veranstaltungsorte, an denen Sie noch nie waren, zum Beispiel neuestheater.ch in Dornach. Schauen Sie sich die Landkino-Filme an, hören Sie neue Musik in Rümlingen, auf dass es nicht die letzten Gelegenheiten dazu sein werden.

Kämpfen Sie für Ihre Ernte, damit weiterhin Werke durch den Kunstkredit angekauft werden können. Tragen Sie zum Grundeinkommen von Kulturschaffenden bei, damit professionelles Kunst- und Kulturschaffen nicht zum Hobby degradiert wird oder es sich nur noch Reiche leisten können, anspruchsvolle Kunst und Kultur zu konsumieren und zu produzieren.

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