Jeweils am letzen Dienstag und Samstag im Monat nimmt das Mühlenmuseum Brüglingen die Mühle in Betrieb. Wie zu Christoph Merians Zeiten Getreide gemahlen wurde, was an der Mühle klappert und was ein Kleiekotzer ist, erklärt der fleissige Müller.
Die Wassermühle ist eines der ältesten Gebäude in den Merian Gärten. Wo früher Getreide gemahlen wurde, befindet sich heute das Mühlenmuseum. Jeweils am letzten Dienstag und Samstag im Monat, öffnet der Müller die Schleuse und nimmt die Mühle in Betrieb.
Besucher des Mühlenmuseums dürfen dabei gerne helfen und an einer Führung durch die Mühle teilnehmen. Der fleissige Müller, der eigentlich Kurt Walter heisst, führt durch die Mühle und weiss allerhand Interessantes zu erzählen. Los geht es im Eingang des Mühlenraums. Hier haben Bauern früher Säcke mit Weizen, Dinkel und Roggen abgeliefert. Auf einer Tafel wurde genau notiert, wer wann welches Getreide abgeliefert hat.
«Wer zuerst kommt, mahlt zuerst»
Gemahlen wurde streng der Reihe nach. Die Redensart «Wer zuerst kommt, mahlt zuerst» kommt nicht von ungefähr. Einheitliche Masse gab es noch nicht, gemessen wurden Mehl und Getreide in Hohlmassen. Die aber waren in Laufen wohlgemerkt nicht die gleichen wie in Basel.
Dieses Hohlmass ist leer. Aber man kann sich vorstellen, was «gestrichen voll» bedeutet. (Bild: Daniela Gschweng)
Der Müller von damals musste also gut rechnen können. Kräftig sein musste er auch. Die Getreidesäcke musst der Müller jeweils zum Mühltrichter schleppen. Viele Male am Tag. Auch ein Mehlsack hat ein ordentliches Gewicht – er wiegt so 80 bis 100 Kilo. Zum Glück für den Museumsführer Walter werden bei der Führung keine Mehlsäcke geschleppt, aber den Mühltrichter kann man sich ansehen. Von dort fliesst das Getreide ins Mahlwerk.
«Das Klappern der Mühle» stammt nicht vom Mühlrad
Wer einen Blick in den Mühltrichter wirft, bekommt Interessantes zu sehen, oder besser: zu hören. Wer bisher dachte, das «Klappern der Mühle» stamme vom wasserbetriebenen Mühlrad, lag falsch. Was man da klappern hört, ist das Geräusch des Rüttelschuhs, der dafür sorgt, dass das Korn gleichmässig zwischen die beiden Mühlsteine fliesst. Wer möchte, kann sich das hier einmal anhören.
Führung im Mühlenmuseum Brüglingen. Der fleissige Müller zeigt Besuchern den Mühltrichter. (Bild: Daniela Gschweng)
«Die Mühle lief Tag und Nacht. Der Trichter darf niemals leer sein», erklärt der Müller. Wenn er doch leer läuft, klingelt eine Glocke. Das einfache Füllstandssignal hat in früheren Zeiten für grössere Hektik gesorgt. Kommt kein Getreide mehr nach, werden die Mühlsteine durch die Reibung heiss. Mehlstaub und Luft sind ein explosives Gemisch, dass sich durch Hitze entzünden kann. Eine Mühle kann so ziemlich schnell in die Luft fliegen. Was zu einer Zeit, in der alle Gebäude aus Holz bestanden, eine grosse Gefahr darstellte. «Feuer und offenes Licht waren in Mühlen verboten. Oft standen sie auch ausserhalb des Dorfes», erzählt der Müller.
Hätten Sie gewusst, was ein «Kleiekotzer» ist?
Wenn man sich gerade sehr gut vorstellen kann, wie das so war, vor einigen hundert Jahren, erfährt man: damit war die Arbeit keinesfalls getan. In dem, was da gemahlen wurde, war ja noch «alles drin» – auch die Getreidehülsen oder Kleie. «Als Viehfutter ist Kleie gut, aber im Brot mochte sie damals keiner haben», erklärt der Müller. Vollkornmehl kam erst viel später in Mode.
Um das begehrte Weissmehl zu erhalten, wurde in grossen Sieben gesiebt. Die leichtere Kleie blieb oben auf dem schwereren Mehl liegen und fiel durch eine seitliche Öffnung aus dem Sieb. Die oft mit einer geschnitzten Maske verzierte Öffnung nennt man «Kleiekotzer» . Hätten Sie’s gewusst?
Mit geschnitzen Masken kunstvoll verziert wurden die Kleiekotzer. (Bild: Daniela Gschweng)
Bis 1830 wurde in der Merian-Mühle mit dem Mühlstein gemahlen. Bei den Baslern hat es bis dahin wohl öfter zwischen den Zähnen geknirscht. Der Abrieb der Mühlsteine gelangte ins Mehl und wurde zu Brot verbacken – nicht unbedingt gut für das Gebiss unserer Vorfahren.
Später wurden die Mühlsteine durch einen Walzenstuhl ersetzt, bei dem das Korn nicht mehr zwischen zwei Steinen zermahlen, sondern zwischen Walzen zerquetscht wird. Zum Schluss diente die Brüglinger Mühle nur noch zum Mahlen von Viehfutter, 1980 wurde der Betrieb eingestellt.
Übrigens: Seit nicht mehr gemahlen wird, gibt es in der Mühle zwar keine Mäuse mehr, findige Gäste können jedoch trotzdem noch welche entdecken.
(Bild: Daniela Gschweng)
Das Mühlenmuseum ist täglich von 8.00 Uhr bis Sonnenuntergang geöffnet. Bis Oktober gibt es jeden Monat zwei Führungen. Und auch im Winter wird die Mühle nicht stillstehen. Im historischen Ambiente geplant sind mehrere Lesungen des Romans «Krabat» von Otfried Preussler.
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Der Müller nimmt das Wasserrad der Brüglinger Mühle in Betrieb
Brüglinger Mühle (Mühlenmuseum), Merian Gärten
von März bis Oktober:
bis Oktober jeden letzten Samstag im Monat 16.00 – 18.00 h, nächster Termin 30.08.2014
bis Oktober jeden letzten Dienstag im Monat 10.00 – 11.00 h (ausser während der Schulferien)