Was ein VW mit einem AKW zu tun hat

Die AKW in Fessenheim und Beznau seien wie alte VW-Käfer, schrieb Greenpeace-Mann Kaspar Schuler in einem Gastkommentar an dieser Stelle. Der Schweizer Energiekonzern Axpo reagiert mit einer Replik. In seinem Gastkommentar vom 18. März vergleicht Kaspar Schuler von Greenpeace das Kernkraftwerk Beznau (KKB) mit einem VW Käfer Baujahr 1969. Ihr altes AKW, so fordert Schuler, […]

Es läuft und läuft und läuft: Die Axpo lässt die Greenpeace-Kritik am AKW Beznau nicht gelten.

Die AKW in Fessenheim und Beznau seien wie alte VW-Käfer, schrieb Greenpeace-Mann Kaspar Schuler in einem Gastkommentar an dieser Stelle. Der Schweizer Energiekonzern Axpo reagiert mit einer Replik.

In seinem Gastkommentar vom 18. März vergleicht Kaspar Schuler von Greenpeace das Kernkraftwerk Beznau (KKB) mit einem VW Käfer Baujahr 1969. Ihr altes AKW, so fordert Schuler, müsste die Axpo längst stilllegen, so wie einen alten VW Käfer.

Klingt gut – und ist komplett falsch. Denn genauso, wie VW den Käfer oder den Nachfolger Golf immer wieder verbessert hat, hat Axpo ihr Kernkraftwerk ständig erneuert und nachgerüstet. Das Kernkraftwerk Beznau erfüllt deshalb heute die modernsten Sicherheitsanforderungen, so wie der modernste Golf das im Strassenverkehr tut.

Die Sicherheit in den Kernkraftwerken steht für Axpo an oberster Stelle. Deshalb wurden im KKW Beznau (KKB) in den vergangenen Jahrzehnten insgesamt rund 1,6 Milliarden Franken in Nachrüstungen und Erneuerungen investiert. In den kommenden Monaten und Jahren finden weitere Investitionen in die Sicherheit und Anlagenverfügbarkeit des KKB statt, u.a. in die Erneuerung der Notstromversorgung, den präventiven Austausch der Reaktordruckbehälter-Deckel sowie in ein neues Anlageninformationssystem. Damit ist der «Oldtimer», wie Schuler das KKB bezeichnet, mit modernsten Sicherheits-Features ausgerüstet.

Das KKB ist das am umfassendsten nachgerüstete Kernkraftwerk der Welt. Es erfüllt alle gesetzlichen Anforderungen des schweizerischen Regelwerks durch Auslegung, Materialwahl, konstruktive Detailausführung, Bauüberwachung und wiederkehrende Prüfungen gemäss den Vorgaben der damaligen Bauvorschrift und der heute gültigen ENSI-Richtlinien. Das hohe Sicherheitsniveau des KKB hat nicht zuletzt der EU-Stresstest 2012 eindrücklich mit Bestnoten bestätigt.

Schuler und Greenpeace führen immer wieder eine deutsche Studie, die in ihrem Auftrag gemacht wurde, zum Beweis an. Die Studie, die sich ausschliesslich auf deutsche formale Anforderungen abstützt, vergleicht Äpfel mit Birnen. Trotz der massiven Investitionen von Axpo in das KKB äussert sich die Studie z.B. sehr negativ über den Nutzen von Nachrüstungen in älteren Kernkraftwerken. Dabei wird aber verkannt, dass die wichtigsten Sicherheitssysteme des KKB die gebunkerten und gegen Erdbeben, Hochwasser sowie Flugzeugabstürze geschützten Notstandsysteme sind. Diese sind im KKB jünger als bei den allermeisten anderen Kernkraftwerken weltweit – das KKB ist also gerade in den für die Sicherheit relevantesten Punkten sehr modern.

Kaspar Schuler schreibt in seinem Gastkommentar weiter, die zentralen Sicherheitssysteme wie die Notstromversorgung oder die Not- und Nachkühlstränge seien nicht in der bei einem neuen Kernkraftwerk geforderten Anzahl vorhanden, und auch nicht konsequent getrennt. Fakt ist aber: Mit dem nachträglichen Zubau des Notstandsgebäudes verfügt das KKB – zusätzlich zu den bereits vorhandenen – über einen weiteren, räumlich getrennten Notkühlstrang und über zwei weitere, räumlich getrennte Nachkühlstränge, die von den Systemen der ursprünglichen Anlage unabhängig sind.

Ausserdem spekuliert Schuler darüber, ob «ins Alter gekommene Anlageteile» den Belastungen eines Erdbebens standhalten würden. Diese Frage kann mit einem klaren «Ja» beantwortet werden: Im Jahr 2012 wurde der umfassende Nachweis erbracht, dass die erforderlichen Sicherheitssysteme zum Abschalten und sicheren Kühlen des Reaktors einem Erdbeben gemäss der getroffenen Annahmen in der so genannten Pegasos-Studie standhalten. Mit der Pegasos-Studie, auf der die Untersuchung basierte, ist die Schweiz bei der Ermittlung der Erdbebengefährdung weltweit führend.

Axpo opfere die Sicherheit der Wirtschaftlichkeit, behauptet Schuler trotzdem ungerührt. Das Gegenteil ist wahr: Axpo investiert hohe Summen in die Sicherheit. Denn diese steht an oberster Stelle. Der Bevölkerung bleibe nur Daumendrücken oder Protestieren, schliesst Schuler. Stimmt schon wieder nicht: Man kann sich auch informieren.

Am 21. Januar 2014 hat Axpo eine hochrangige Delegation von Greenpeace im KKW Beznau empfangen und die neuen, zum Teil noch im Bau stehenden Sicherheitsmassnahmen gezeigt. Dabei wurden auch kritische Fragen der Greenpeace-Gäste ausführlich beantwortet. Leider war Kaspar Schuler an diesem Termin verhindert.

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