Auf einer Tour durch Basler Kneipen haben wir Menschen mit Migrationshintergrund zur Durchsetzungsinitiative befragt. Viele halten sich bedeckt.
Fahles Neonlicht, schwarze Polstersitze. Am Tresen stehen zwei junge Männer, Gamepads in der Hand. Sie spielen ein Fussballspiel, auf dem Fernseher über der Bar können alle mitschauen. Wir fragen, ob sie an einer Umfrage zur Durchsetzungsinitiative teilnehmen wollen. «Worum gehts?» – «Kriminelle Ausländer.» – «Hier habt ihr einen vor euch», sagt einer der beiden und zeigt lachend auf seinen Mitspieler.
Der Abend führt uns an skurrile Orte – und immer wieder ins Leere. Die beiden Männer an der Bar wollen nicht über Politik sprechen. Sie seien sowieso Schweizer und nicht von der SVP-Initiative betroffen.
«Seid ihr von der SVP?»
Nächste Station: ein Keller unter einem türkischen Restaurant. Hier treffen wir eine Gruppe junger Männer mit Vollbärten. Sie schauen Fussball und rauchen Shisha. Cihan Balcin sagt: «Die Durchsetzungsinitiative ist für uns als Bürger ohne Schweizer Pass ein starkes Thema.» Er ist jedoch der Einzige, der vor der Videokamera etwas dazu sagen will. Die anderen halten sich bedeckt. («Ich hab keine Zeit, ich muss lernen.»)
In einer Shisha-Bar am Claraplatz scheucht uns ein Mann auf: «Seid ihr von der SVP?» – «Nein.» – «Gut, das wäre sonst voll in die Hosen.» Ob er ein Statement abgeben möchte? Der Mann schüttelt heftig den Kopf.
«Wenn ich etwas sage, verliere ich meinen Job»
Am Ende haben wir fünf Kneipen abgeklappert und etwa 40 Menschen mit Migrationshintergrund angesprochen. Nur vier wollten vor der Kamera etwas sagen. Der Rest hält sich zurück. Ein Mann in Anzug und Krawatte, der bereits 22 Jahre in der Schweiz lebt, sagt: «If I say something in front of the camera, I’m going to lose my job.»
Die Migranten, die Stellung beziehen, sind alle gegen die SVP-Initiative. Diejenigen, die keinen Schweizer Pass besitzen, würden nach Annahme der Initiative genau gleich weiterleben. «Das Leben geht weiter», sagt Metin Polatti, Taxifahrer aus Frenkendorf. Die SVP-Initiative sei sowieso bloss Spiel und Manipulation.
Initiative sei zu harsch
Die beiden Schweizer, Jamal und Ahmed – sie haben einen Schweizer Pass, da sich schon ihre Eltern einbürgern liessen – zeigen grundsätzlich Verständnis für die Ausschaffung von straffälligen Ausländern, die Initiative lehnen sie jedoch ab, sie sei «zu harsch». Das ist der Tenor, den uns die angesprochenen Migranten vermitteln.