Was treibt Shaqiri schon in München?

Noch eine Woche bis zum grossen Match in Basel, dem Gastspiel des FC Bayern im Achtelfinal der Champions League. Höchste Zeit, den Puls in der bayrischen Landeshauptstadt zu spüren. An der Säbener Strasse 51 bis 57 in 81547 München,… …liegt die Heimat des FC Bayern, des grössten deutschen Fussballclubs. Der mit den meisten Titeln, der […]

Noch eine Woche bis zum grossen Match in Basel, dem Gastspiel des FC Bayern im Achtelfinal der Champions League. Höchste Zeit, den Puls in der bayrischen Landeshauptstadt zu spüren.

An der Säbener Strasse 51 bis 57 in 81547 München,…

…liegt die Heimat des FC Bayern, des grössten deutschen Fussballclubs. Der mit den meisten Titeln, der meisten Kohle und einem Stadion, das bei jedem Heimspiel ausverkauft ist.

…standen vor 40 Jahren noch ein paar Holzhütten als Umkleidekabine. Heute umfasst das Vereinsgelände 80‘000 Quadratmeter mit jedem erdenklichen Komfort für fussballspielende junge Männer und allem unvorstellbaren Schnickschnack im Fanshop. Mit 480 Angestellten erwirtschaftet der FC Bayern soviel Umsatz, dass anderen schwindlig wird, und der Club hat so immense Reserven, dass man endgültig ohnmächtig wird.

…sind an diesem Dienstag, 14. Februar, weniger Kiebitze als auch schon zum Vormittagstraining gekommen. Leise rieselt der Schnee und den Temperaturen trotzt man nur in ordentlichem Winterschuhwerk (gell, Tara) und Unterhosen von entsprechender Länge.

Von Weltmeister zu Weltmeister

An der Säbener Strasse…
…gibt es sieben Fussballplätze, und unter zwei von ihnen bollert an diesem hochwinterlichen Morgen die Rasenheizung. Mediterrane 13 Grad sorgen unterirdisch dafür, dass oberirdisch das teure Humankapital des FC Bayern eine ordentliche Einheit absolvieren kann. Ausserirdisches bekommt man dabei nicht zu sehen.

…kommt der Müller Gerd, der Trainer der zweiten Mannschaft, im Auto daher, hält, steigt aus, um dem Breitner Paul, dem Markenbotschafter des FC Bayern, mal ganz herzlich einen guten Morgen zu wünschen, so von Weltmeister zu Weltmeister.

…schaut der Vizepräsident Fritz Scherrer vorbei und auch Verwaltungsbeirat Werner Olk, in grauer Vorzeit mal Trainer in Aarau und Sankt Gallen.

…gibt es tatsächlich ein paar Trainingsgäste, die mit dem Namen Xherdan Shaqiri nix anfangen können. Der Rest aber findet es natürlich grosse Klasse, dass der FC Bayern für den kleinen Schweizer 12, 13, 14 oder 15 Millionen Franken – da gehen die Meinungen auseinander – beim FC Basel auf den Tisch legt. Nur ein freundlicher, älterer Herr, der dafür sorgt, dass keiner der Trainingsgäste dem Allerheiligsten zu nahe kommt, brummt etwas abschätzig: «Hab’ ich gelesen, dass er schon von drei Titeln bei den Bayern träumt, dabei iss er noch gar nicht da.»

Ein Shaqiri für 300 Franken

Pappkamerad Shaqiri, vom Blick schon mal ins Bayern-Training projiziert und von den Fans dankbar angenommen.

 An der Säbener Strasse…
…absolviert Shaqiri an diesem Dienstag schon mal ein Probetraining im Bayern-Dress. Jedenfalls versuchen die Kolleginnen und Kollegen von Blick.ch einen Pappkameraden so ins Bild zu rücken, als wäre er schon da. Was bei den Trainingskiebitzen sehr gut ankommt. Man lässt sich mit dem Pappkameraden fotografieren, den Ringier für 300 Franken etwas günstiger bekam als den echten Shaqiri.  

…ist das Aufwärmprogramm vorbei, ziehen die Gomez, Lahm und Co. vom einen beheizten Grün auf das nächste um, während sich die beiden Greenkeeper umgehend und liebevoll um die Löcher im ersten kümmern.

…funktioniert die (Fussball-)Welt ungefähr so: Am Samstag gewinnen die Bayern gegen Kaiserslautern schmucklos mit 2:0, was die vielen Zeitungsseiten kaum füllt, mal abgesehen davon, dass Thomas Müller seine Torflaute nach handgestoppten 1162 Minuten beendet und das mit einem ironischen «da ist mir ein riiiesiger Stein vom Herzen gefallen» kommentiert.

…muss deshalb was anderes her. Robben. Arjen Robben muss doch irgendwie beleidigt sein, weil er zum zweiten Mal auf der Bank sass. Aber Robben schweigt. Kluger Kerl. Und lässt seinen Vater über eine Vertragsverlängerung mit den Bayern verhandeln.

Beim Dribbling ist man meistens alleine

An der Säbener Strasse…
…gibt es reservierte Parkplätze für die Herren Benjamin Hoeness und Max Breitner, was die Kinder der berühmten Söhne dieses Vereins sind, und der Stephan Beckenbauer arbeitet auch für die Bayern und die Kinder von den Schwarzenbecks, den Dremmlers und Pflüglers haben auch einen Job in der grossen Bayern-Familie.

…wäre der FC Bayern nicht der FC Bayern, wenn nicht Franz Beckenbauer das Wort zum Spieltag sprechen würde. Entweder in der Bild-Zeitung, beim Bezahlsender Sky oder am besten bei beiden. Als sprach er, um es verkürzt wiederzugeben: «Robben ist ein Egoist.» Damit sind die nächsten Tage gerettet und ist die Ego-Debatte losgetreten.

Arjen Robben: Muss doch schlechte Laune haben, oder?

 

…hat Thomas Müller, ein gescheiter und lustiger junger Mann, der nur noch besser fussballspielen als reden kann, eine schöne Entgegnung auf die Ego-Debatte parat: «Das stimmt erstens nicht, und er ist nun mal im Dribbling stark – und dabei ist man meistens alleine.»

…heisst es an diesem Dienstag «Schweizer Tag». Will heissen, dass die überaus professionelle und vorausschauende Öffentlichkeitsarbeit des FC Bayern den Schweizer Medien eine Woche vor dem grossen Spiel in Basel das Angebot gemacht, sich mit Jupp Heynckes, Philipp Lahm, Holger Badstuber und eben Thomas Müller unterhalten zu können. Inklusive Weisswurst-Imbiss (Vergelts Gott, Herr Hörwick). Man darf also annehmen, dass es in den nächsten Tagen jede Menge Heynckes, Lahm, Badstuber und Müller zu lesen (auch bei der TagesWoche) und zu hören geben wird.

In der Druckkammer des FC Hollywood

An der Säbener Strasse…
…werden an diesem Dienstag vor allem lauter Artigkeiten ausgetauscht. Holger Badstuber hat sich «noch nicht so richtig» mit dem FC Basel auseinander gesetzt (schliesslich gehts am Samstag noch nach Freiburg), erinnert sich aber an den Match vergangene Saison in Basel und erwartet wieder einen «Hexenkessel».

…erzählt Thomas Müller, wie er Heiko Vogel als Jugendtrainer beim FC Bayern erlebt hat: Als technisch guten Fussballer und «lockeren Typ, mit dem alle gut ausgekommen sind. Der aber den Ton ändern konnte, wenn es ernst wurde.» Ausserdem: «Dass Manchester United gegen den FC Basel ausgeschieden ist, das ist sogar bis nach Deutschland vorgedrungen.»

…muss natürlich jeder was zu Shaqiri sagen. Badstuber, der gegen Shaqiri schon mal gespielt hat,  lobt das Dribbling und die Schnelligkeit: «Naja, halt ein Spieler, der den Unterschied machen kann.»  Philipp Lahm findet Shaqiri schlicht einen «guten Spieler – sonst hätten wir ihn ja nicht geholt». Müller rät zum entkrampften Einleben in der  Druckkammer des FC Hollywood: «Gas geben und nur nicht verrückt machen lassen vom Umfeld, wenn es mal nicht so gut läuft.»

…empfängt man im Gegensatz zur Schweiz den neuen Pay-TV-Kanal «Sky News», wo im Stil von CNN oder n-tv jeder Regung an den 18 Bundesligastandorten mit einer Live-Schaltung rapportiert wird und wo Moderatoren mit bedeutungsschwangeren Mienen den Wasserstand an den Hotspots des internationalen Fussballs vermelden. Und man bekommt leise Zweifel, ob man das daheim auch unbedingt haben möchte. 

…gehört das Schlusswort an einem ganz normalen Tag im Kosmos des FC Bayern dem ehrenwerten Jupp Heynckes. Der ist à jour, weiss, dass das FCB-Spiel am Samstag abgesagt wurde und schickt seine Späher am Donnerstag nach Bern. So einen Verband, sagt Heynckes, der das Wochenendspiel vorverlegt, damit sich der FC Basel auf die Champions League vorbereiten kann, «so einen Verband hätte ich auch gerne».

Nächster Artikel