Das Plätschern von Wasser wappnet Frauen besser gegen Stress als Musik oder Ruhen im Stillen. Dies haben Zürcher Forschende in einer kleineren Laborstudie herausgefunden – die eigentlich dem entspannenden Effekt von Musik nachspüren sollte.
Viele Menschen empfinden Musik als beruhigend und stresslösend. Die wissenschaftlichen Belege für diese Wirkung seien jedoch uneindeutig, schreiben die Forschenden um Myriam Thoma von der Universität Zürich (UZH) im Fachblatt «PLOS ONE». Also spielten sie 60 gesunden jungen Frauen zunächst Musik oder Wasserrauschen vor oder liess sie in der Stille warten.
Dann folgte eine stressige Situation: ein fiktives Vorstellungsgespräch, gefolgt von einer Kopfrechenübung. In regelmässigen Abständen massen die Forschenden die körperlichen Stressreaktionen, wie Stresshormone im Speichel, und befragten die Testpersonen zu ihren Gefühlen.
Zur Überraschung der Wissenschafter wiesen jene Frauen, die zuvor Musik gehört hatten, die höchsten Werte an Stresshormonen im Speichel auf. Bei Frauen, die Wasserrauschen gelauscht hatten, waren sie hingegen am tiefsten. Bei der Atmung oder dem psychischen Befinden zeigten sich keine nennenswerten Unterschiede zwischen den Gruppen.
Beruhigende Natur
Dieses unerwartete Resultat könnte daran liegen, mutmassen Thoma und Kollegen, dass das menschliche Gehirn die natürliche Umwelt im Lauf der Evolution als «lebensspendend» und somit beruhigend zu erkennen gelernt hat. So zeige etwa ein Aufenthalt im Wald erwiesenermassen positive psychologische Effekte auf Menschen.
Das Fazit der Forschenden ist jedenfalls, dass Musikhören vor einer stressigen Situation die Stressreaktion des Körpers nicht senkt, sondern womöglich gar steigert. Andererseits sei es auch denkbar, dass die Frauen nach dem Musikhören so sehr entspannt waren, dass der darauffolgende Stress sich übermässig stark auswirkte.
Das negative Resultat könnte indes auch am gewählten Musikstück liegen, geben die Forschenden zu bedenken: Es war ein lateinischer Choral, der schon zuvor in anderen Studien als Entspannungsmusik gedient hatte. Vielleicht mochten die Probandinnen einfach keine Kirchenmusik – und das Resultat wäre mit selbst gewählter Musik anders ausgefallen.