Nach einer kurzen Nacht geniesst Stan Wawrinka von der Aussichtsplattform «Top of the Rock» den schönsten Blick auf New York. Denn wer den «Big Apple» erobert, dem gehört die Welt.
Die Augen sind klein, die Stimme heiser. Stan Wawrinka hat in der Nacht nach seinem US-Open-Triumph gegen Novak Djokovic nicht viel geschlafen. Er habe mit seinem Team und seiner Familie etwas gefeiert. Der erste Gedanke beim Aufwachen? «Immer noch müde», sagt der 31-jährige Waadtländer lachend. Und dann sofort die Erinnerung an einen «komplett verrückten Kampf».
Fast 260 m über den Strassen, die die Welt bedeuten, betont Wawrinka noch einmal, dass dieses US Open das härteste Turnier war, das er je gespielt habe. Doch wie heisst es so schön: Wer es in New York schafft, schafft es überall. Wo das nächste «Überall» ist, weiss der Schweizer noch nicht. «Ich weiss nicht, wie es jetzt genau weiter geht», erklärt er. «Ich muss mich jetzt erstmal selber wieder finden.» Ursprünglich sei geplant gewesen, dass er diese Woche das Abstiegs-Playoff im Davis Cup in Usbekistan spiele. Mit Bedauern sagt er: «Aber das wäre zu gefährlich für die Gesundheit.» Auch das Turnier in St. Petersburg von nächster Woche, bei dem die Nummer 3 der Welt topgesetzt wäre, könnte zu früh kommen. «Ich muss jetzt erst einmal durchschnaufen», betont Wawrinka.
Schliesslich ist die Saison noch nicht zu Ende. In den sechs Wochen von Anfang Oktober bis Mitte November stehen noch einige Höhepunkte an: die Masters-1000-Turniere in Schanghai und Paris-Bercy, das Heimturnier in Basel, bei dem die Aufmerksamkeit nach der verletzungsbedingten Absage Roger Federers besonders gross sein dürfte, und die ATP-Finals in London, für die Wawrinka seit Sonntag qualifiziert ist.
Durchschnaufen ja, aber zurücklehnen liegt nicht drin. Deshalb kehrte Wawrinka nach dem Rendez-vous mit der Weltpresse noch einmal auf die Aussichtsplattform zurück. Ein letzter Blick auf das geliebte New York. Von einem Schweizer auf dem Gipfel der Welt.