Auf Stan Wawrinka wartet eine enorm schwierige Aufgabe. Im US-Open-Viertelfinal wird er gegen einen wieder erstarkten Juan Martin Del Potro und rund 20’000 Zuschauer kämpfen müssen.
Wawrinka wird in der Nacht auf Donnerstag in der Night Session (ca. 3 Uhr Schweizer Zeit) nicht der beliebteste Mann im gigantischen Arthur Ashe Stadium sein. Denn der Romand hat im US-Open-Viertelfinal nichts Geringeres im Sinn, als den Lauf des Fanlieblings Juan Martin Del Potro ein Ende zu setzen. Nicht, dass der 31-jährige Waadtländer auf den Argentinier neidisch wäre. «Alle sind froh, dass er wieder zurück ist», bekräftigt er. «Nach so vielen Verletzungen mögen es ihm alle gönnen, dass es wieder gut geht.» Mit einem Lachen fügt Wawrinka an: «Das heisst nicht, dass man gegen ihn spielen will.»
Del Potro kehrte in diesem Frühjahr nach einer zweijährigen Leidenszeit mit drei Operationen am linken Handgelenk auf die Tennistour zurück. Spätestens mit den Siegen gegen die Weltnummer 1 Novak Djokovic und Rafael Nadal an den Olympischen Spielen in Rio mit dem anschliessenden Gewinn der Silbermedaille zeigte der US-Open-Champion von 2009, dass er schon wieder annähernd auf dem Niveau seiner besten Tage spielt. Er ist als Nummer 142 der Welt der schlechtestklassierte Viertelfinalist in New York, seit Jimmy Connors 1991 mit 39 Jahren nochmals die Halbfinals erreicht hat.
Ein erstes Ausrufezeichen bei seinem Comeback hatte Del Potro in Wimbledon gesetzt, als er in der 2. Runde gegen Wawrinka gewann. Dennoch schiebt der Argentinier die Favoritenrolle der Weltnummer 3 zu, «weil der Rückhand-Slice hier nicht so tief bleibt wie auf dem Rasen in Wimbledon».
Auf den Slice greift Del Potro viel mehr zurück als früher, weil er die Rückhand nach den Verletzungsproblemen nicht mehr so hart schlagen kann. Weniger gefährlich ist er deshalb nicht. Mit der Vorhand und dem Aufschlag kann der neben dem Platz so ruhige und freundliche «sanfte Riese» jeden Gegner dominieren.
Eine «grosse Herausforderung»
Wawrinka spricht denn auch von einer «grossen Herausforderung». Er werde besser spielen müssen als in den ersten vier Runden. «Del Potro schlägt die Bälle sehr hart, aber er versteht es auch, den Gegner einzulullen», erklärt der Lausanner. «Ich muss die Ballwechsel diktieren, um ihn nicht sein Spiel aufziehen zu lassen.»
Einfach wird dies nicht, denn er wird auch gegen die grosse Mehrheit der rund 20’000 Fans spielen müssen. Für Del Potro ein wichtiger Aspekt. «Die Zuschauer geben mir in jedem Spiel eine grosse Power», schwärmt er. «Das hilft mir enorm zu kämpfen und mein bestes Tennis zu spielen.»
Stan Wawrinka ist aber durchaus bekannt dafür, in einer heissen Atmosphäre sein bestes Tennis zu zeigen. Denn wie sagt er bei aller Sympathie für den Argentinier so schön: «Gegen Del Potro spielen will keiner.» Und verlieren wohl erst recht nicht.