We give it a year

  Die Statistik sagt, dass ein Viertel aller Ehen im ersten Jahr scheitern. Sie sagt aber auch, dass Ehen im Durchschnitt 9,4 Jahre dauern. Unser Gefühl sagt uns bei mancher Ehe, dass sie beide Statistiken widerlegt. Aber wie? Ehen, die gut gehen, tun das fast alle gleich. Ehen die scheitern, machen es alle auf ihre […]

 

Die Statistik sagt, dass ein Viertel aller Ehen im ersten Jahr scheitern. Sie sagt aber auch, dass Ehen im Durchschnitt 9,4 Jahre dauern. Unser Gefühl sagt uns bei mancher Ehe, dass sie beide Statistiken widerlegt. Aber wie? Ehen, die gut gehen, tun das fast alle gleich. Ehen die scheitern, machen es alle auf ihre Weise. Hier geht eine gut – im Scheitern.

Es gab Zeiten, da diente die Ehe der Eigentumssicherung. Eheleuten blieb keine Wahl, nur die Qual. Dann verkündete die Romantik neue Ideale. Das  Bürgertum propagierte freie Wahlen – und auch die freie Wahl in der Liebe. Heute dominiert in der Liebe vor allem die grosse Auswahl. Forscher haben nachgewiesen, dass Käuferinnen, je nach Angebot, Kaffee unterschiedlich rasch auswählen: Stehen sie vor drei Kaffeesorten, wählen sie sofort. Den Besten. Den Fairsten. Den Günstigsten. Darf die gleiche Dame aber aus vierhundert Kaffesorten wählen, zögert sie, werweist lange, und geht schliesslich unzufrieden nach Hause: Ohne Kaffee (Wenigstens enttäuscht er mich nicht!). Mit einembesonders bunten Kaffee (Ich kann ihn ja umtauschen). Mit einem Unbekannten- in der Hoffnung, sie werde sich schon noch an ihn gewöhnen.

Nat (Rose Byrne) wählt Josh. Alle in der Umgebung sind skeptisch: Die Eltern, die der Auffassung sind, sich nicht zu lieben sei die beste Grundlage für eine Ehe, die auf Vernunft basiere. Der Junggeselle Danny, der sich entschieden hat mit jeder Frau ins Bett zu wollen, und dies auch keiner verheimlicht (Stephen Merchant). Der Arzt, der seine Frau genauso hasst, wie sie ihn, der aber mit diesem Gefühl von vertrauter Sicherheit, für das die Ehe ja bekannt ist, bestens leben kann. Alle sind sich einig: «I give it a year»!

In der Tat erweist sich bald, dass Nat und Josh (Rafe Spall) nicht lange aus derselben Kaffeetasse trinken: Nat trifft sich bald häufiger mit seiner Ex als beim Sex mit seiner Frau. Josh wird vom gutaussehenden Guy zum Kaffee eingeladen. Bald bildet sich ein Viereck aus Guy, Chloe, Nat und Josh heraus, das das Ende lange vor Filmschluss ahnen lässt. Macht aber nichts. Bis es so weit ist, kann man sich an derben wie an feingesetzten Pointen erfreuen. Die romantische Komödie «I give it a year» spielt britisch-rüde mit der Tatsache, dass die durchschnittliche Ehe statistisch nicht ewig dauert – präzise: 9,4 Jahre. Trotzdem wird beim Ringetausch weiterhin auf die Ewigkeit geschworen – und gerne darüber hinweggesehen, dass noch nie so viel Kaffee getrunken wurde.

 

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