Läden dürfen in der Schweiz künftig keine Wegwerf-Plastiksäcke mehr abgeben. Nach dem National- hat sich auch der Ständerat für ein Verbot ausgesprochen.
Er nahm eine Motion von Dominique de Buman (CVP/FR) mit 18 zu 17 Stimmen an. Für Coop und Migros ist aber unklar, welche Art Säcke betroffen sind. Der Bundesrat wird nun damit beauftragt, die Abgabe von Wegwerf-Plastiksäcken zu verbieten. Er hatte sich gegen ein Verbot gestellt.
Zwar würden in vielen Ländern Plastiksäcke an Strassenrändern oder in Flüssen entsorgt und führten zur Verschmutzung der Ozeane, räumte er ein. In der Schweiz funktioniere aber die Abfallentsorgung. Ein Verbot wäre nicht verhältnismässig, sagte Umweltministerin Doris Leuthard.
Die Gegnerinnen und Gegner stellten auch den ökologischen Nutzen eines Verbots in Frage. Die rund 3000 Tonnen Plästiksäcke entsprächen knapp einem halben Prozent des jährlichen Verbrauchs an Kunststoffen in der Schweiz, gab Pankraz Freitag (FDP/GL) zu bedenken. Ausserdem falle die Ökobilanz von Papiersäcken wegen des hohen Wasserverbrauchs bei der Papierherstellung in der Regel schlechter aus.
In der Schweiz kein grosses Problem
Die Befürworter hielten dagegen, die Umweltverschmutzung durch Plastiksäcke werde weltweit immer schlimmer. Säcke, die im Grünen landeten, zersetzten sich erst nach Jahrhunderten vollständig. In der Schweiz sei es zwar weniger gravierend als anderswo, doch handle es sich um ein grenzüberschreitendes Problem, sagte Luc Recordon (Grüne/VD).
Ein Wegwerf-Plastiksack werde durchschnittlich nur gerade 25 Minuten lang benutzt. Die Herstellung aber verbrauche Erdöl und viel Energie, und bei der Verbrennung werde giftiges Dioxin freigesetzt. Dass die Ökobilanz von Papiersäcken schlechter ausfalle, ändere daran nichts.
Verschiedene Länder haben Wegwerf-Plastiksäcke bereits verboten, darunter Frankreich, China und Australien. Der Nationalrat hatte sich mit 110 zu 73 Stimmen für ein Verbot ausgesprochen. Auch in der grossen Kammer war die Mehrheit der Auffassung, die Schweiz sollte mit gutem Beispiel vorangehen.
Offene Fragen
Aus Sicht der Detailhändler lässt der Entscheid des Parlaments viele Fragen offen. Noch sei unklar, welche Arten von Plastiksäcken verboten werden, sagte Coop-Sprecher Urs Meier zur Nachrichtenagentur sda. „Sind nur die grösseren Säcke an der Kasse betroffen oder auch diejenigen für Früchte und Gemüse?“
Die Migros hofft, dass letztere von einem Verbot ausgenommen werden. „Wir sind überzeugt, dass bei Plastiksäcken im Offenverkauf die Vernunft siegen wird“, sagte Migros-Sprecherin Monika Weibel auf Anfrage. Grundsätzlich hegt sie Zweifel am Sinn des Vorhabens: „Ein Verbot würde kaum ökologische Verbesserungen bringen.“
Ähnlich äussert sich Coop-Sprecher Meier: Derzeit seien keine ökologischeren Lösungen in Sicht. Sobald eine Definition vorliegt, will Coop an einer kundenfreundlichen Ersatzlösung arbeiten. Wie sie aussehen könnte, ist dem Sprecher zufolge noch unklar. Beide Grossverteiler betonen, dass sie den Entscheid des Parlaments respektieren.
Die Interessengemeinschaft Detailhandel Schweiz will vorderhand abwarten, wie das Verbot ausgearbeitet wird. Zum jetzigen Zeitpunkt könne man nur mutmassen, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Die IG vertritt neben Coop und Migros auch Manor, Coop, Vögele, Denner und Valora.