Für die Einen eine «Züglete», für andere das Ende einer Ära, für die Dritten das Aussitzen einer Galgenfrist. So präsentiert sich die Situation auf dem Freizeitgartenareal «Spalen, HEGA» kurz vor dem Ausklingen des Jahres 2013.
Das Freizeitgartenareal «HEGA» sieht seiner Auflösung entgegen. Eine erste Etappe schon nach dem Jahreswechsel.
«Nein, der Abschied fällt mir nicht mehr schwer. Seit zwei Jahren wissen wir ja, dass hier Schluss ist.» Sagt’s und verzieht sich hinter dem kleinen Gartenhaus, das am einen Ende seines kleinen Schreber- Familien- oder auch Freizeitgartens den Abschluss seiner Parzelle markiert. Der knapp 80-jährige Peter Gnos* hat seine Parzelle vor über 35 Jahren gepachtet und bewirtschaftet. Damals noch mit seiner inzwischen verstorbenen Frau. Seinen Kindern wollten sie Verständnis für die Abläufe der Natur vermitteln. Und der Ertrag aus der Erde entlastete das Haushaltsbudget der Familie etwas. Heute haben die drei Nachkommen selber Familie. Und Gnos hat Mühe beim Gehen; zwei künstliche Kniegelenke brachten zwar etwas Linderung. Doch den ehemaligen Plattenleger plagen Nachwirkungen seiner beruflichen Tätigkeit schon seit einigen Jahren. Ein Wechsel in ein anderes Areal? «Nicht mehr. Das lässt meine Gesundheit nicht mehr zu.»
Solche und ähnliche Geschichten begegnen einem in den letzten Tagen des Jahres in der «HEGA» oft. Und wenngleich Wehmut mehr oder weniger deutlich abgestritten wird, so klingt sie doch immer ein bisschen mit.
Aber auch die Veränderungen der letzten Jahrzehnte sind immer wieder präsent, wenn es zu ergründen gilt, weshalb viele der ehemaligen Pächterinnen und Pächter in einem Ausweichgarten keine Zukunft mehr sehen. «Schau mal allein die immer wieder geändertem Bezeichnungen für die Gartenareale an. Schrebergärten hiessen sie noch, als ich hier angefangen habe. Dann wurden es Familiengärten. Und jetzt: Freizeitgärten. So wie die Bezeichnungen änderte sich aber auch die Gesellschaft der Gärtner hier.» Sergio Garrone* hat das alles in seiner rund zwanzigjährigen «Gärtnerkarriere» miterlebt. Waren es in den sechziger Jahren vor allem Italiener und Spanier, welche hier zusammen mit Schweizern die eigene Scholle hegten, so ist diese Gesellschaft heutzutage multikulti. Und mit der Vielfalt, meint Sergio, kam auch eine Abschottung zwischen den vielen Kulturen. Sergio trauert noch etwas jenen Zeiten nach, als man sich abends nach getaner Arbeit spontan bei einem Kollegen auf dem Areal für einen Schwatz, einen Grillabend oder auch einfach zu einem Bierchen traf. «Das alles ist in den letzten Jahren verschwunden. Jeder schaut nur noch auf sich.»
An Silvester wird die von der Stadtgärtnerei bereits vor langem ausgesprochene Kündigung wirksam. Peter Gnos, Sergio Garrone oder Vreni Gugger*. Sie alle und viele mehr haben die grosse Räumung ihrer Parzellen bereits hinter sich. Gugger hat eine Anschlusslösung im Areal «Basel-West» gefunden. Sie ist noch jung; ihre Pacht in der «HEGA» trat sie vor drei Jahren an – als begleitende Massnahme im Rahmen eines Alkoholentzugs. Es habe ihr sehr geholfen, nebst der Therapie diesen Garten zu bewirtschaften, sagt sie. Und das will sie unbedingt weiter ziehen.
Die meisten der von der ersten Etappe der Auflösung Betroffenen ziehen um in ein anderes Areal. Aber wenn kommendes Jahr, «schon sehr bald», wie seitens des Vereinsvorstandes «Freizeitgartenvereins Spalen» betont wird, die Baumaschinen auffahren werden, dann wird wohl der eine oder die andere ehemalige Pächter oder Gärtnerin vorbei schauen und sich an schöne Zeiten zurück erinnern – mit einer versteckten Träne der Wehmut, auch wenn man das nie und nimmer zugeben würde…