Putzerfische fressen Parasiten von der Haut riffbewohnender Fische und halten sie so gesund. Forschende der Uni Neuenburg haben herausgefunden, dass Putzerfisch-Weibchen ihre Kunden teils geschickt täuschen, um stattdessen ein leckeres Stück Hautschleim zu naschen.
Der Schleim enthält bestimmte Nährstoffe, die Putzerfisch-Weibchen für die Produktion von Eiern brauchen und normalerweise nicht von den Parasiten bekommen, wie Sandra Binning von der Uni Neuenburg in einer Mitteilung der «Society for Experimental Biology» erklärte.
«Ihre Kunden wollen den Schleim aber nicht verlieren, so dass die Putzerfische eine taktische Täuschung nutzen – also sie mit dem Versprechen eines ehrlichen Parasiten-Putzdienstes anlocken», so Binning. Dabei zielen sie insbesondere auf grössere Fische ab, da sie von diesen mehr Schleim stehlen können als von kleineren.
Den Kunden verführen
Die Täuschung geht sogar so weit, dass diese Putzerfische einen ehrlichen Putzdienst für kleine Fische verrichten, während die grossen Fische zuschauen. So versuchen sie letztere dazu zu verführen, ebenfalls ihre Dienste in Anspruch zu nehmen. Nur die sehr grossen Raubfische werden nie reingelegt, «weil sie die Putzer für schlechtes Benehmen hart bestrafen können», so Binning.
Die Putzerfische scheinen ihre Strategie an die jeweilige Situation anzupassen: «In Habitaten mit vielen Putzern auf kleinem Raum herrscht hohe Konkurrenz um Kunden; die Putzer müssen also ihren guten Ruf wahren und führen mehr ehrliche Dienste aus als wenn sie die einzigen in weitem Umfeld sind», erklärte Binning.
Männchen täuschen selten
Hinzu kommt der Stress, unter dem Weibchen bei der Eierproduktion stehen. Dann nämlich betrügen sie häufiger, um an den Hautschleim ihrer Kundenfische zu kommen. Bei hoher Konkurrenz werden sie dabei umso hinterlistiger. Männchen täuschen ihre Kunden hingegen selten.
Das Forscherteam unter der Leitung von Redouan Bshary von der Uni Neuenburg studiert seit langem das Kooperationsverhalten von Putzerfischen in australischen Korallenriffen. Sandra Binning stellte die neuesten Studienergebnisse kürzlich an der Jahresversammlung der «Society for Experimental Biology» in Brighton vor.