Weisses Haus dementiert Abfuhr für Netanjahu

Das Weisse Haus hat am Dienstag dementiert, dass US-Präsident Barack Obama ein Treffen mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu am Rande der UNO-Generalversammlung abgelehnt habe. Eine Begegnung sei schlicht nicht möglich, weil sich beide nicht zur selben Zeit in New York aufhielten, stellte Sprecher Tommy Vietor klar.

Verschnupft: Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu (Bild: sda)

Das Weisse Haus hat am Dienstag dementiert, dass US-Präsident Barack Obama ein Treffen mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu am Rande der UNO-Generalversammlung abgelehnt habe. Eine Begegnung sei schlicht nicht möglich, weil sich beide nicht zur selben Zeit in New York aufhielten, stellte Sprecher Tommy Vietor klar.

Er reagierte damit auf Medienberichte, nach denen sich Netanjahu mit Obama treffen wollte, das Weisse Haus dies aber verneint habe. Nach Angaben eines ranghohen israelischen Regierungsbeamten, der anonym bleiben wollte, wurden Terminschwierigkeiten wegen des US-Wahlkampfes als Grund für die Absage genannt.

Vietor sagte nun dazu, dass Obama am 24. September, einem Montag, in New York eintreffe und am Dienstag wieder abreisen werde. Netanjahu treffe aber erst später in New York ein.

„Sie sind schlicht nicht zur selben Zeit in der Stadt“, sagte der Sprecher. Aber beide Politiker hätten häufig Kontakt miteinander, und Netanjahu werde sich während seines Besuches mit anderen hohen Regierungsbeamten treffen, darunter Aussenministerin Hillary Clinton.

Die israelische Zeitung „Haaretz“ hatte zuvor bereits von einem neuen Tiefpunkt in den Beziehungen zwischen beiden Politikern gesprochen. Es wäre das erste Mal in seiner Amtszeit, dass Netanjahu in die USA fliegt, ohne Obama zu sehen.

Am Dienstagabend (Ortszeit) hiess es nun aus Washington, Obama habe eine Stunde lang mit Netanjahu telefoniert. Das Weisse Haus teilte nach dem Telefongespräch mit, es habe entgegen Medienberichten weder ein Ersuchen um ein Treffen mit dem US-Präsidenten gegeben noch sei ein Ersuchen jemals abgelehnt worden. Zugleich hiess es, das Gespräch habe im Rahmen andauernder Konsultationen stattgefunden.

Schlagabtausch über „rote Linien“

Beide Länder liefern sich seit Tagen einen Schlagabtausch über so genannte rote Linien im Atomkonflikt mit dem Iran. US-Aussenministerin Hillary Clinton hatte sich dementsprechend geäussert und „Verhandlungen als den weitaus besten Ansatz“ bezeichnet, den Iran von der Entwicklung von Atomwaffen abzuhalten.

Darauf reagierte Netanjahu mit Empörung. „Jene in der internationalen Gemeinschaft, die sich weigern, dem Iran rote Linien zu ziehen, haben kein moralisches Recht, Israel rotes Licht (für einen Angriff auf den Iran) zu zeigen“, sagte er.

Das Verhältnis zwischen Netanjahu und Obama gilt seit langem als gespannt. Netanjahu befürchtet einen zweiten Holocaust, sollte der Iran, der Israel mit Vernichtung droht, Atomwaffen erlangen. Nur wenn sich Israel sicher sein könne, dass Amerika den Iran auch später noch militärisch stoppen werde, könne es von einem baldigen Angriff absehen, spekulierten israelische Medien.

Nächster Artikel