In Weissrussland ist der frühere Präsidentschaftskandidat Andrej Sannikow Berichten zufolge spurlos aus dem Gefängnis verschwunden. Weder seiner Familie noch seinen Anwälten sei mitgeteilt worden, unter welchen Umständen der zu fünf Jahren Haft Verurteilte verschwunden sei.
Er sei „zutiefst besorgt“, zumal er regelmässig Berichte über Misshandlungen und Folter in weissrussischen Gefängnissen erhalte, sagte Weissrussland-Berichterstatter Andres Herkel am Mittwoch in der Parlamentarischen Versammlung des Europarats.
Im Namen der Parlamentarier-Versammlung forderte der estnische Christdemokrat die Regierung in Minsk auf, die Angehörigen und Anwälte umgehend über den Verbleib des Oppositionsführers zu unterrichten. Sie müssten zudem Gelegenheit erhalten, ihn zu besuchen.
Wegen Protesten in Gefängnis
Sannikow war im Mai wegen seiner Beteiligung an den Protesten nach der Präsidentschaftswahl im vergangenen Dezember zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Ein Gericht in Minsk befand ihn schuldig, nach dem Urnengang „massive Unruhen“ geschürt zu haben.
Die Sanktion hatte international heftige Kritik hervorgerufen. Die US-Regierung sprach von einem „politischen“ Urteil. Nach der Verurteilung hatte es geheissen, Sannikow solle in ein Straflager gebracht werden.
Der Parlamentarischen Versammlung des in Strassburg ansässigen Europarats gehören 318 nationale Abgeordnete aus den 47 Mitgliedstaaten an. Zu ihren Aufgaben gehört es, die Menschenrechtslage in den Europaratsländern zu beobachten.