In einem Kairoer Militärspital sind im vergangenen Mai verletzte Demonstranten ohne vorherige Anästhesie operiert worden. Das geht aus einem ägyptischen Untersuchungsbericht hervor, aus dem der britische «Guardian» vom Freitag vorab zitiert.
Die Ärzte im Kobri-al-Koba-Militärspital hätten damals die Anweisung erhalten, bei Operationen keine Betäubungsmittel einzusetzen, heisst es in dem Bericht demzufolge weiter.
Der ägyptische Präsident Mohammed Mursi gab den Bericht in Auftrag, in dem Missstände in der Polizei und beim Militär untersucht werden sollten. Laut dem «Guardian» hält Mursi den Bericht aber jetzt zurück.
In dem Bericht heisst es laut früheren Vorabveröffentlichungen auch, dass das Militär für Folter und das Verschwindenlassen von Oppositionellen verantwortlich sei. Oppositionelle seien in dem Militärspital von Ärzten, Soldaten und medizinischem Personal geschlagen und beleidigt worden.
Die Bedeutung des Berichts liege darin, dass das Bild vom Militär in der Zeit seit dem Beginn des Arabischen Frühlings zurechtgerückt werde, sagte Heba Morajef von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. Die Armee habe lange den Eindruck erweckt, sie habe auf der Seite der Opposition gestanden. Der Bericht zeige hingegen, dass das Militär für Folter und Mord mitverantwortlich sei.
Trotz des Berichtes beförderte Präsident Mursi drei führende Militärkommandanten. Sie verdienten Respekt, sagte der Islamist in einer Fernsehansprache am Donnerstag zur Begründung. Die beförderten Offiziere kommen von der Luftwaffe, der Luftabwehr und der Marine.