Nach den schweren Unruhen in Ferguson ist es in der Nacht zum Mittwoch in mehreren US-Städten zu Demonstrationen gekommen. In New York protestierten Hunderte auf dem Times Square. «Schickt den rassistischen Polizisten ins Gefängnis», riefen die Menschen.
Bei Protesten in Los Angeles wurden nach Angaben lokaler TV-Sender drei Menschen festgenommen. Wie der US-Nachrichtensender CNN berichtete, gingen Demonstranten auch in San Francisco sowie etwa 170 weiteren Städten auf die Strasse. In vielen von ihnen legten die Menschen den Verkehr lahm.
Auch in Ferguson selbst kam es in der Nacht auf Mittwoch zu kleineren Zwischenfällen. Demonstranten blockierten Strassenkreuzungen und griffen einen Wagen der Polizei an. An der Polizeizentrale des Vorortes von St. Louis versammelte sich eine Menschenmenge.
Die Polizei forderte die Demonstranten auf, die Strassen zu räumen, und drohte mit Festnahmen. Nach Angaben eines dpa-Reporters wurden mindestens zwei Menschen festgenommen.
Obamas Kritik und Verständnis
Drei Monate nach dem Tod des unbewaffneten schwarzen Teenagers Michael Brown durch Schüsse eines Polizisten waren in der Nacht auf Dienstag in Ferguson schwere Unruhen ausgebrochen. Auslöser war die Entscheidung einer Geschworenenjury, dass keine Anklage gegen den weissen Polizisten Darren Wilson erhoben wird.
US-Präsident Barack Obama verurteilte die gewaltsamen Proteste in der Kleinstadt Ferguson. Gebäude und Autos in Brand zu setzen und Menschenleben zu gefährden, sei keine konstruktive Antwort, sagte Obama am Dienstag nach den Ausschreitungen im Bundesstaat Missouri. «Dafür gibt es keine Entschuldigung.» Solche Taten müssten bestraft werden.
Er habe aber noch nie erlebt, dass ein Gesetz Realität wurde, «nur weil ein Auto angezündet wurde». Obama äusserte zugleich Verständnis für das Gefühl vieler Menschen, dass Gesetze «nicht immer einheitlich oder gerecht» angewandt würden. Er habe aber kein Verständnis für Menschen, die «ihre eigenen Gemeinden zerstören».
In Ferguson blieben die Schulen und Einrichtungen der Stadt geschlossen. Um erneute Randalen und Plünderungen zu vermeiden, hat der Gouverneur von Missouri, Jay Nixon, die Zahl der Nationalgardisten in der Kleinstadt vorsorglich auf rund 2200 verdreifacht. «Diese Gemeinde verdient den Frieden», sagte er.
Juristisches Nachspiel
Der Bürgermeister von Ferguson, James Knowles, warf Gouverneur Nixon derweil vor, die Reserveeinheiten der Nationalgarde in der vorangegangenen Nacht viel zu zögerlich eingesetzt zu haben. Dies sei «sehr beunruhigend», sagte er, und rief Nixon auf, «alle verfügbaren Ressourcen zu mobilisieren».
Knowles sagte zudem, es sei noch keine Entscheidung zur beruflichen Zukunft des Polizisten gefällt worden. Der 28-jährige Wilson ist seit August beurlaubt, wird aber weiterhin bezahlt. Er hat ausgesagt, sich von dem 18-jährigen Brown bedroht gefühlt zu haben und daher aus Notwehr gehandelt.
Das juristische Nachspiel zu den Todesschüssen ist derweil noch nicht beendet. Justizminister Eric Holder sagte am Dienstag, zwei laufende Ermittlungen auf Bundesebene gingen weiter. Sie sollten zügig beendet werden. Bei den Bundes-Ermittlungen geht es um den Tod Michael Browns sowie um die Reaktion der Polizei bei Unruhen, die kurz danach ausgebrochen waren.