Auch nach dem Flop im Prozess gegen UBS-Banker Raoul Weil führt die US-Justiz ihren Kreuzzug gegen Schweizer Banker weiter, die das Geschäft mit amerikanischem Schwarzgeld betrieben. Sie hat einen Schweizer Banker angeklagt, dem sie vorwirft, US-Kunden bei der Steuerhinterziehung geholfen zu haben.
Der ehemalige Direktor und Kundenberater der Zürcher Privatbank Rahn & Bodmer sei US-Steuerpflichtigen dabei behilflich gewesen, «hunderte von Millionen Dollar» in Offshore-Konten vor den US-Steuerbehörden versteckt zu haben, teilte der New Yorker Staatsanwalt Preet Bharara sowie eine Vertreterin des US-Fiskus (IRS) am Donnerstag mit.
Der 66-jährige Angeschuldigte namens Martin Dünki ist laut der Mitteilung Schweizer Bürger, lebt in der Schweiz und wurde nicht verhaftet. Für die vorgeworfenen Taten könnte er zu bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt werden.
Der Banker soll mit einem Zürcher Anwalt und einem Anwalt aus Kalifornien zusammengearbeitet haben. Der Zürcher Anwalt hat sich gegenüber der US-Justiz schuldig bekannt.
Tarnstiftungen gegründet
Die US-Ankläger werfen Dünki vor, zwischen 1995 und 2012, als er aus der Bank ausschied, US-Kunden etwa mit anonymen Stiftungen bei der Steuerhinterziehung unterstützt zu haben. Zunächst seien die Tarnstiftungen in Liechtenstein angesiedelt gewesen. Nach dem Abkommen zum Austausch von Informationen zwischen dem Fürstentum und den USA seien Tarnstiftungen in Panama verwendet worden, hiess es.
Selbst nach Ermittlungen gegen die UBS 2009 soll Dünki für seine Kunden neue Wege gesucht und gefunden haben, deren Geld vor dem IRS versteckt zu halten – etwa über Gold- oder andere Edelmetallkäufe. Das Gold sei zusammen mit einem Haufen Bargeld in einem Tresor in der Schweiz versteckt worden.
Hunderte Millionen Schwarzgeld
Genannt wird das Beispiel eines einzelnen US-Kunden, dem der Angeschuldigte geholfen haben soll, Vermögenswerte von fast 300 Millionen Dollar mit Hilfe liberianischer Scheinfirmen verborgen zu halten. Der Banker soll auch dabei geholfen haben, undeklarierte Gelder zu seinen Kunden in die USA zu schleusen.
Einem anderen US-Kunden soll Dünki geholfen haben, 70 Mio. Dollar auf einem Schwarzgeldkonto bei der Schweizer Bank zu verstecken. Er habe ihm Kontoauszüge gebracht, die oben abgeschnitten gewesen seien, damit die Kontonummer und der Name der Bank nicht ersichtlich gewesen seien. Damit wollte Dünki keine Spuren beim US-Zoll hinterlassen.
Der Banker habe seinen Kunden auch geholfen, an ihr Schwarzgeld zu kommen. So habe er einem Kunden 10’000 Dollar in einem Briefumschlag in die USA gebracht. Einem anderen US-Steuerpflichtigen habe Dünki Geld auf eine Genfer Bank überwiesen, von wo es an einen Diamantenhändler in New York geflossen sei. Der US-Steuersünder habe dort das Geld dann abgeholt gegen eine Kommissionsgebühr.
Es gilt die Unschuldsvermutung. Rahn & Bodmer gehört zu den «Kategorie 1»-Banken, gegen die in den USA Strafuntersuchungen wegen unversteuerter US-Kundenvermögen laufen und die deshalb auch nicht am US-Steuerdeal mitmachen können.
Die Anklage erfolgt nicht einmal zwei Wochen nach dem Freispruch für Raoul Weil. Der ehemalige UBS-Manager wurde Anfang November vor dem US-Bundesgericht in Fort Lauderdale (Florida) vom Vorwurf der Beihilfe zu Steuerbetrug freigesprochen. „Nicht schuldig“, lautete das Verdikt der zwölf Geschworenen.