Trotz einer aufgeheizten Stimmung im Vorfeld ist die Stichwahl um das Präsidentenamt im Senegal am Sonntag weitgehend ruhig verlaufen. Amtsinhaber Abdoulaye Wade hoffte auf eine dritte Amtszeit, sein früherer Regierungschef Macky Sall galt jedoch als Favorit.
Die Auszählung der Stimmen begann unmittelbar nach Schliessung der Wahllokale um 20.00 Uhr. Mit Ergebnissen wird frühestens am Dienstag gerechnet.
In der südlichen Krisenregion Casamance vertrieben Bewaffnete Bürger aus einigen Wahllokalen. Es wurde jedoch nach Angaben aus Militärkreisen, von Augenzeugen und örtlichen Politikern keine Waffe eingesetzt und niemand verletzt.
Ansonsten blieb es friedlich in dem westafrikanischen Land, das einen von Gewalt zwischen Anhängern des Präsidenten und der Opposition überschatteten Wahlkampf erlebt hatte.
Insgesamt 300 ausländische Beobachter überwachten den Urnengang, vor allem von der Afrikanischen Union, der Europäischen Union und der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS). Zur Abstimmung waren 5,3 Millionen Menschen aufgerufen. Vor den Wahllokalen bildeten sich Schlangen.
Wade gab seine Stimme im Beisein seiner Ehefrau Viviane, seiner Tochter Sindiély und seines Sohnes Karim in der Hauptstadt Dakar ab. Dabei vergass der 85-Jährige seinen Stimmzettel in der Wahlkabine. Als er dies bemerkte, holte er ihn und warf ihn in die Urne, wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP berichtete.
Gegner ist ehemaliger Vertrauter
Der Präsident äusserte die Hoffnung, dass sich mehr Menschen an der Wahl beteiligen würden als bei der ersten Runde am 26. Februar. Damals hatte die Wahlbeteiligung bei 51 Prozent gelegen – obwohl es ebenfalls Schlangen vor den Wahllokalen gegeben hatte.
Wade hatte im ersten Durchgang mit 34,8 Prozent die meisten Stimmen erhalten. Sein früherer Regierungschef Sall kam mit 26,6 Prozent auf den zweiten Platz. Doch vor der Stichwahl erhielt Sall die Unterstützung aller zwölf anderen Kandidaten, die in der ersten Runde ausgeschieden waren.
Die Kandidatur Wades war äusserst umstritten: Nach Ansicht der Opposition durfte er sich gemäss der Verfassung nicht ein drittes Mal bewerben. Wade selbst hielt seine Kandidatur nach diversen Regeländerungen während der vergangenen Jahre aber für rechtmässig. Dieser Ansicht folgte letztlich auch das Verfassungsgericht.
Der 50-jährige Sall gehörte früher selbst zu den Vertrauten des Präsidenten. Er war von 2001 bis 2003 Bergbauminister, dann bis 2004 Innenminister und von 2004 bis 2007 Regierungschef. Nach seinem Bruch mit Wade gründete er seine eigene politische Partei.