Die Wettbewerbskommission (Weko) hat eine Untersuchung gegen die Grossbanken UBS und Credit Suisse sowie gegen zehn ausländische Institute eröffnet. Grund ist eine Selbstanzeige, wonach es zu Kartellabsprachen bei Referenzzinssätzen sowie bei Derivatepreisen gekommen ist.
Die Banken sollen in den Jahren 2006 bis 2010 durch Absprachen die Referenzzinssätze Libor und Tibor sowie die Handelsbedingungen von Derivaten beeinflusst haben, um beim Handel mit solchen Finanzinstrumenten Gewinne zu erzielen, teilte die Weko am Freitag mit.
Bei der Untersuchung der Weko gehe es um die Referenzzinssätze Libor (London Interbank Offered Rate) und Tibor (Tokyo Interbank Offered Rate) für die japanische Währung Yen, sagte Thomas Nydegger von der Weko auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Es geht also nicht um den Franken-Libor, der für die Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank (SNB) massgeblich ist.
Wichtig für Finanzwelt
Die Referenzzinssätze Libor und Tibor sollen das Zinsniveau auf dem Interbankenmarkt widerspiegeln. Der Libor ist einer der massgeblichen Richtsätze für die Finanzwelt. An ihm richtet sich die Festlegung der meisten Kredite und Verpflichtungen aus. Das an den Libor gekoppelte Marktvolumen beziffert die britische Bankenvereinigung (BBA), die den Libor festlegt, laut Medienberichten auf die Riesensumme von 350’000 Mrd. Dollar.
Libor und Tibor werden von Bankenvereinigungen in London beziehungsweise Tokio aus den täglichen Eingaben der verschiedenen Banken auf tagesaktueller Basis für mehrere Währungen berechnet. Für die Feststellung des Yen-Libor melden täglich 15 Grossbanken jenen Zins, zu dem die jeweilige Bank einen Interbankenkredit in Yen mit einer Laufzeit von bis zu zwölf Monaten erhalten könnte.
Um Manipulationen und Ausreisser auszuschliessen, werden jeweils das oberste und das unterste Viertel der Meldungen nicht berücksichtigt. Aus den mittleren 50 Prozent wird ein Durchschnitt berechnet, der den Libor ergibt.
Verfälschungen vermutet
Mit den Absprachen zu Eingaben konnten die Derivatehändler möglicherweise die Referenzzinssätze zu ihren Gunsten verfälschen, wie die Weko schreibt. Möglicherweise hätten Händler auch aus der Schweiz über Chatforen oder Emails versucht, den Yen-Libor zu koordinieren, sagte Nydegger: „Da haben wir aber noch keine gesicherten Erkenntnisse.“