Mitarbeiter der Weltbank haben schwere Vorwürfe an ihren Präsidenten Jim Yong Kim gerichtet. In der internationalen Finanzorganisation herrsche eine «Führungskrise», welche die Weltbank auf längere Sicht irrelevant machen könnte.
Die rund 15’000 Mitarbeiter zählende Vereinigung beklagte Intransparenz bei der Postenbesetzung, Führungsschwäche, interne Unzufriedenheit und ein Übergewicht der USA. Das geht aus einem offenen Brief der Mitarbeitervereinigung hervor, welcher der Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch in Washington vorlag.
Die Weltbank vertrete in ihrer Arbeit «die Prinzipien von guter Regierungsführung, Transparenz, Diversität, internationalem Wettbewerb und leistungsbezogener Förderung», heisst es in dem Brief. «Leider spielte keines dieser Prinzipien bei der Auswahl der letzten Weltbank-Präsidenten eine Rolle.»
Die Weltbank habe «Jahrzehnte der Hinterzimmer-Absprachen» hinter sich, an deren Ende jeweils «ein männlicher Amerikaner» zum neuen Präsidenten ernannt wurde. Die Amtszeit des derzeitigen Präsidenten Kim endet kommendes Jahr. Er hat bislang noch nicht erklärt, ob er erneut kandidieren will.
Kritik wegen Strukturreformen
Einer informellen Regelung zufolge stellen die USA den Weltbankpräsidenten, während die Europäer den Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) bestimmen dürfen. Kim hatte in seiner Amtszeit interne Strukturreformen umgesetzt, die bei Mitarbeitern zum Teil auf Kritik stiessen.
Die Mitarbeiter warfen Kim nun Führungsschwäche vor. Die jährliche Mitarbeiterbefragung habe ergeben, dass nur einem Drittel der Belegschaft klar sei, «wohin das Management uns führt», heisst es in dem Brief. Ohne Änderungen «droht der Weltbank das reale Risiko, auf internationaler Bühne ein Anachronismus zu werden».
Die Weltbank-Führung wies die Vorwürfe auf Anfrage zurück. 2011 seien neue Regelungen zur leistungsbezogenen Postenbesetzung erlassen worden, und diese würden bei der Auswahl des künftigen Präsidenten angewendet, erklärte ein Sprecher.