Das Filmfestival von Locarno (5. bis 15. August) zieht auch dieses Jahr die Zuschauer in Massen an. Mehrere Weltpremieren, die Präsenz von Hollywoodstars und tropische Nächte sorgten für einen optimalen Festivalstart.
«Wir sind sehr zufrieden», sagte der operative Festivaldirektor Mario Timbal am Sonntagnachmittag zur Nachrichtenagentur sda. Das Zuschaueraufkommen für die Tage seit Mittwoch liege bislang im Bereich des Vorjahres, als am Schluss rund 167’000 Eintritte bilanziert wurden – davon 65’500 auf der Piazza Grande.
Das abendliche Freiluftkino mit der grössten Leinwand Europas ist auch dieses Jahr ein Publikumsmagnet: An den ersten vier Abenden strömten bis am Samstag insgesamt bereits weit über 30’000 Zuschauerinnen und Zuschauer auf die Piazza oder alternativ in die Sporthalle Fevi, wenn sich auf der Piazza kein freier Stuhl mehr findet oder wie am Samstagabend ein Gewitter aufzieht.
Bereits am Eröffnungsabend vom Mittwoch platzte der 8000 Stühle fassende Stadtplatz mit 8200 Eintritten aus allen Nähten, als die Weltpremiere des US-Musikstreifens «Ricki and the Flash» über die Leinwand flimmerte und Hollywood-Schauspieler Edward Norton einen Excellence Award entgegen nahm.
Deutscher Justizthriller
Ein erster filmischer Piazza-Höhepunkt – und Kandidat für den Publikumspreis – war am Freitag die Uraufführung des deutschen Justiz-Thrillers «Der Staat gegen Fritz Bauer», der im Herbst in die Kinos kommt.
Der Film erzählt die wahre Geschichte des Generalstaatsanwaltes, der 1957 dem israelischen Geheimdienst Mossad zur Ergreifung des Nazi-Schergen Adolf Eichmann verhalf und dabei Hochverrat begeht. Im Film von Lars Kraume spielt der herausragende Burghart Klaussner die Rolle des einsamen Fritz Bauer.
Beim internationalen Wettbewerb zeichnet sich für den Gewinn des goldenen Leoparden noch kein klarer Favorit ab. Bis am Sonntag waren 10 der insgesamt 19 Filme zu sehen, die um die diversen Leoparden wetteifern. Der einzige Schweizer Beitrag läuft am (morgigen) Montag: das mit Spannung erwartete Kollektivwerk «Heimatland» von zehn jungen Regisseurinnen und Regisseuren.
Schweizer Premièren
Eine weitere Premiere mit Schweizer Beteiligung gab es bereits am Freitag im zweitwichtigsten Wettbewerb, der Sektion Cineasti del presenti, zu sehen. Im Spielfilm «Keeper» des Belgiers Guillaume Senez brilliert der Westschweizer Jungstar Kacey Mottet Klein als werdender Teenager-Vater.
In der Kritikerwoche wurde am Sonntag der Dokumentarfilm «Als die Sonne vom Himmel fiel» uraufgeführt. Die japanisch-schweizerische Regisseurin Aya Domenig erinnert darin aufgrund ihrer Familiengeschichte an den Atombomben-Abwurf auf Hiroshima vor 70 Jahren.
Ausserhalb der Wettbewerbe präsentierte am Sonntag zudem der Westschweizer Regisseur Stephan Goël seinen jüngsten Dokumentarfilm. In «Fragments du paradis» denken alte Menschen am Ende ihres irdischen Daseins über ihre Vorstellungen eines Jenseits nach.
Ebenfalls «fuori concorso» lief am Wochenende der von der Schweiz koproduzierte Dokumentarfilm «Le bois dont les rêves sont faits» der Französin Claire Simon. Der mit zweieinhalb Stunden etwas lang geratene Film zeigt das Leben im Pariser Stadtwald Bois de Vincennes und seine Rolle als Ort von Träumen und Sehnsüchten.