Sein «Himmel über Berlin» ist unvergessen, «Paris, Texas» immer eine Reise wert. Wim Wenders, Altmeister des Autorenkinos, hat auch zum 70. Geburtstag am 14. August seine Leidenschaft für grosse Bilder nicht verloren.
Schon längst hätte Wim Wenders einen Oscar verdient, finden seine Fans. Und doch ist es auch dieses Jahr nichts geworden. Mit seinem Fotografen-Porträt «Das Salz der Erde» war der deutsche Regisseur zum dritten Mal für die höchste Auszeichnung der Filmwelt nominiert, ging dann aber im Februar in Hollywood erneut leer aus.
Seinem Ruf hat das nicht geschadet. Wenders gilt nach wie vor als der Weltstar unter den deutschen Filmemachern.
Geburtstagsgeschenke hat der Regisseur von Meisterwerken wie «Paris, Texas» und «Der Himmel über Berlin» dieses Jahr schon reichlich bekommen. Das MoMA in New York richtete ihm im März eine grosse Retrospektive aus. Und die Berlinale verlieh dem Altmeister des Autorenkinos im Februar den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk.
Wenders‘ Filme sind Gemälde mit der Kamera. Mit grossartigen Bildern, intensiver Musik und sehr viel Zeit erzählt er Geschichten, die oft von Ruhe- und Heimatlosigkeit handeln, von der Suche nach einem verlorenen inneren Gleichgewicht. Seit seinem Spielfilmdebüt «Summer in the City» (1970) hat er mehr als 40 Filme gedreht – viele mit grossem internationalen Erfolg, manche aber auch als Kassenflop.
Filme mit Bruno Ganz
Zu seinen schönsten Werken gehört bis heute «Der Himmel über Berlin» (1987), eine wunderbare Liebeserklärung an die damals noch geteilte Stadt mit Bruno Ganz als ewigkeitsmüdem Engel. Anerkennung auch in den USA brachte ihm die Patricia-Highsmith-Verfilmung «Der amerikanische Freund» (1977) – auch sie mit Bruno Ganz – und vor allem das melancholische Roadmovie «Paris, Texas» (1984), das in Zusammenarbeit mit US-Autor Sam Shepard entstand.
1945 als Sohn eines Arztes in Düsseldorf geboren, hatte Wilhelm Ernst Wenders – so sein voller Name – 1971 in München mit zwölf Kollegen den legendären Filmverlag der Autoren gegründet.
Mit seiner Kinoversion von Peter Handkes Roman «Die Angst des Tormanns beim Elfmeter» (1972) wurde er zum Aushängeschild des «Neuen Deutschen Films». Gerade hat er die Dreharbeiten für «Die schönen Tage von Aranjuez» abgeschlossen – ein neueres Stück seines langjährigen Freundes Handke.
Damals folgten etwa das Roadmovie «Alice in den Städten» (1974) und das frühe Meisterwerk «Im Lauf der Zeit» (1976). Ein erster Aufenthalt in den USA Ende der 70er Jahre wurde wegen einer Arbeit für Francis Ford Coppola zum Flop, später lebte er nochmals für sieben Jahre ganz in den USA.
Löwe und Goldene Palme
Zu den zahllosen Preisen, die der Mann mit der markanten Stirnlocke und der dicken Brille gewonnen hat, gehören mehrere Filmbänder in Gold, der Löwe von Venedig und die Goldene Palme von Cannes.
Nominierungen für den Oscar erhielt er ausser für «Das Salz der Erde» in diesem Jahr auch im Jahr 2000 für die ergreifende Musiker-Dokumentation «Buena Vista Social Club» und 2012 für den bildgewaltigen 3D-Tanzfilm «Pina» über die berühmte Wuppertaler Choreographin Pina Bausch.