Ungeachtet weltweiter Appelle zur Zurückhaltung hat Nordkorea seine Kriegsrhetorik weiter verschärft. Ein militärischer Konflikt würde zu einem umfassenden und gnadenlosen Vergeltungskrieg Nordkoreas führen, hiess es in einer Erklärung, für die das nordkoreanische Fernsehen am Dienstag sein Programm unterbrach.
Ausländer wurden aufgerufen, Südkorea zu verlassen, um nicht in diesen Krieg hineingezogen zu werden. «Wir wollen Ausländern in Südkorea keinen Schaden zufügen, sollte es einen Krieg geben», zitierte die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA einen Regierungsvertreter.
In Südkorea wurde die Drohung des Nachbarn relativ gelassen aufgenommen. Es gab keine Anzeichen dafür, dass eine Botschaft ihre Staatsbürger zum Verlassen des Landes aufgefordert hat. Fluggesellschaften änderten ihre Flugpläne nicht. In Kreisen der EU hiess es, die Lage sei angespannt, das Risiko einer militärischen Auseinandersetzung aber begrenzt.
Auch aus Nordkorea wollen die sieben EU-Länder, die dort über Botschaften verfügen, ihr Personal nicht abziehen, wie ein EU-Vertreter am Dienstag in Brüssel sagte. Zu den Ländern zählen Deutschland, Grossbritannien, Schweden, Polen, Rumänien, Bulgarien und Tschechien.
Die Schweiz belässt ihre drei diplomatischen Vertreter ebenfalls vorläufig in Pjöngjang, wie das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Samstag mitteilte.
Warnung vor Provokationen
Die internationale Gemeinschaft mahnte Nordkorea abermals, von weiteren Provokation und seiner kriegerischen Rhetorik Abstand zu nehmen. China, der einzige enge Verbündete Nordkoreas, forderte «alle betroffenen Seiten auf, den Frieden und die Stabilität der Region im Blick zu haben».
Die Wortwahl lässt vermuten, dass Nordkoreas Führung die Geduld Chinas inzwischen stark strapaziert. Russland als derzeitiger Vorsitzender der G8-Gruppe erklärte, die Mitgliedstaaten lehnten das provokative und kriegerische Auftretens Nordkoreas ab.
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon warnte, dass bereits ein kleiner Zwischenfall in dem Konflikt eine «unkontrollierbare Situation» auslösen könne. Er habe alle Nachbarstaaten deshalb aufgefordert, Einfluss auf die Führung in Pjöngjang zu nehmen, um die Lage zu beruhigen.
Bisher kein Anzeichen für Mobilisierung der Armee
Im Gegensatz zur verbalen Aufrüstung gab es aber keine Anzeichen dafür, dass der 30-jährige nordkoreanische Staatschef Kim Jong Un die 1,2 Millionen Mann starke Armee für einen Krieg mobilisiert. Beobachter schliessen daher auch nicht aus, dass das kriegerische Auftreten die Position des jungen Herrschers stärken soll.
Kommenden Montag feiert das Land den Geburtstag des Staatsgründers Kim Il Sung, dessen Enkel jetzt an der Macht ist. Solche Feiertage werden oft mit grossen Kundgebungen, Militärparaden und politischen Machtdemonstrationen begangen. Daher schliessen Militärexperten nicht aus, dass Nordkorea aus diesem Anlass Raketen- oder Atomwaffentests vornehmen könnte.
Japan stationierte vorsorglich drei «Patriot»-Raketenabwehrsysteme im Grossraum Tokio, wie die Nachrichtenagentur Kyodo meldete.
Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel eskalieren seit einem Atomtest Nordkoreas Ende Februar. Die UNO verschärfte daraufhin die Sanktionen gegen das Land. Die USA haben mit der Verlegung von Kampfflugzeugen und Kriegsschiffen in die Region reagiert.