Auf der Strasse in Planschbecken badende Kinder, vorlesende Politikerinnen, Livemusik und lange Schlangen vor dem Glacéladen: So präsentierte sich Berns zweiter autofreier Sonntag im Berner Länggassquartier. Die Stimmung war gut, doch wegen der Hitze kamen wenige Leute.
Somit war auch der zweite autofreie Sonntag in der Stadt Bern in diesem Jahr kein Publikumserfolg. War doch schon am 1. Juli, als das Breitenrainquartier grossflächig für den Verkehr gesperrt worden war, wenig los.
War damals das Wetter wohl zu schlecht – es regnete mehrfach -, war es am zweiten autofreien Sonntag in der Länggasse nun wohl zu gut. Der Wetterdienst MeteoNews mass in Bern am Sonntag eine Höchsttemperatur von 33 Grad.
Nause: „Es braucht nun Grundsatzdiskussion“
Im vergangenen Jahr hatten in Bern am autofreien Sonntag über 25’000 Personen teilgenommen, nun also in diesem Jahr wohl nur ein paar hundert. Den Unterschied machten aber nicht nur die Temperaturen aus, sondern auch die Umstände: 2011 organisierte die Stadt Bern für 370’000 Franken ein umfangreiches Rahmenprogramm unter anderem mit Konzerten auf dem Bundesplatz.
In diesem Jahr stellte der Stadtrat der Stadtverwaltung lediglich noch zweimal 75’000 Franken für die beiden autofreien Sonntage zur Verfügung. Das reiche gerade, um die Absperrungen aufzustellen, den Verkehrsdienst zu finanzieren und um die Bevölkerung zu informieren, warnte die Stadt schon im Mai vorsorglich.
Die Bevölkerung müsse deshalb selber aktiv werden und Attraktionen anbieten. Weder der Leist Bern-Nord noch der Länggassleist bereiteten dieses Jahr aber etwas vor. In die Bresche sprangen in beiden Quartieren Privatpersonen, Parteien sowie „Läbigi Stadt“, ein Verein, der sich für eine verkehrsberuhigte Stadt Bern einsetzt.
Politiker in „Hör-Stühlen“
Er stellte am Sonntag im Länggassquartier „Hör-Stühle“ auf, wo links-grüne Politikerinnen und Politiker drei Monate vor den Wahlen aus ihren Lieblingsbüchern vorlasen, und auf Initiative der SP spielten auf der Mittelstrasse Musiker. Zudem gab es Personen, die spontan musizierten oder etwas zeigten – etwa eine Kampfsportdemonstration.
„Mann muss nun eine Grundsatzdebatte führen, wie es mit dem autofreien Sonntag in Bern weitergehen soll“, sagte der Berner Sicherheits-, Energie- und Umweltdirektor Reto Nause (CVP) am Sonntag gegen Abend auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Der magere Publikumsaufmarsch habe gezeigt, dass das Hauptelement des autofreien Sonntags, die Sensibilisierung der Bevölkerung, so nicht greife. Es brauche ein Rahmenprogramm „und auch Kontinuität sollte man nun einmal haben“.