Das künstlerische Schaffen von Gefangenen in der Öffentlichkeit sichtbar machen: Das ist das Ziel eines neuen Vereins mit dem Namen «Kunst im Knast». Nun richtet er sich mit einer kleinen Ausstellung erstmals an die Allgemeinheit.
Die Schau trägt den Namen «Knastkunst 2017», ist im Museum der Schweizer Heilsarmee an der Berner Laupenstrasse eingerichtet worden und seit Mittwoch offen. Sie besteht aus etwa 25 Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen von Gefangenen der Strafanstalten Lenzburg AG und Saxerriet SG.
Weitere Werke, auch aus anderen Anstalten, fanden im kleinen Heilsarmee-Museum keinen Platz mehr.
Kurz vor der offiziellen Ausstelllungseröffnung am Mittwochabend sagte die Präsidentin des neuen Vereins, Marlise Pfander, mit der Förderung der Kreativität in Schweizer Strafanstalten stehe es nicht im Argen. Doch gelte es, das künstlerische Schaffen der Gefängnisinsassen weiter zu fördern. Leute, die 23 Stunden am Tag eingesperrt seien, sollten sich ausdrücken können.
Um sein Ziel zu erreichen, will der neue Verein nicht nur weitere Ausstellungen organisieren. Er beabsichtigt auch, künftig die besten Werke von Strafgefangenen mit dem sogenannten «Knastkunstpreis» zu prämieren. Geplant ist auch eine Auszeichnung für Vollzugsanstalten, welche das Kunstschaffen hinter ihren Mauern vorbildlich fördern.
In der Schweiz habe ein solcher Verein bisher gefehlt, sagt Pfander, ehemalige Leiterin des Berner Regionalgefängnisses, weiter. In Deutschland und Österreich habe es schon viele solche Ausstellungen gegeben.
Verbunden mit Heilsarmee-Ausstellung
Dass die Ausstellung im Heilsarmee-Museum eingerichtet wurde, ist kein Zufall: Sie ist mit der neuen Wechselausstellung «Heilsarmee im Gefängnis» verbunden, die bis Februar 2018 dauert. In dieser Ausstellung informieren die Salutisten unter anderem über die Tätigkeit ihres Gefängnisdiensts.
Das zehnköpfige Team besucht pro Jahr in zwanzig Vollzugsanstalten 3000 Personen. Eine der Heilsarmee-Gefängnisbesucherinnen, Hedy Brenner, ist auch Vorstandsmitglied des neuen Vereins «Kunst im Knast». Sie sagte am Mittwoch in der Ausstellung, es gebe viele Gründe, wieso Häftlinge im Gefängnis malten oder zeichneten.
Väter malten für ihre Kinder, zeichneten, um ein Geschenk zu haben, doch auch aus therapeutischen Gründen werde gemalt und gezeichnet. «Mich überraschte, wie viele talentierte Leute es in den Gefängnissen gibt».