Wenn Männer abstürzen

Nicht jeder Absturz endet glimpflich. Manch einer endet mit einem Kater. So sind wir Männer halt: Wir lassen es eine Nacht lang krachen. Am Morgen ziehen wir uns eine Nase Koks rein, um wach zu werden. Dann heisst es, ab an die Arbeit. Dazu setzen wir uns ans Steuer. Was kann uns schon passieren? Das […]

Nicht jeder Absturz endet glimpflich. Manch einer endet mit einem Kater.

So sind wir Männer halt: Wir lassen es eine Nacht lang krachen. Am Morgen ziehen wir uns eine Nase Koks rein, um wach zu werden. Dann heisst es, ab an die Arbeit. Dazu setzen wir uns ans Steuer. Was kann uns schon passieren?

Das Steuer hinter das wir uns setzen gehört in diesem Fall allerdings zu einem Flugzeug. Die Maschine ist schlecht gewartet. Das Heckteil blockiert. Das Ding schmiert unkontrolliert aus 10 000 Metern ab, wir mit ihm, und 102 Passagieren. 10000 Meter Fall sind viel, doch echt schwierig sind nur die letzten zehn Meter, und die – so sind wir Männer halt – schaffen wir: Wir crashen die Kiste auf mirakulöse Weise auf den Boden. Nur sechs Tote.

Eine Heldentat? Auch wenn das alle glauben, geraten wir dann doch etwas ins Grübeln. Das tun wir Männer, indem wir uns ordentlich einen reinpfeifen. So lässt sich ein Männer-Kopf leichter zerbrechen. Alles steht wieder auf easy.

Denzel Washingtons ist der Trinker, in dessen Gesicht sich diese Geschichte abspielt. Er ist wahrscheinlich zur Zeit eine der faszinierendsten Projektionsflächen, die das Kino zu bieten hat: Sensibel, hartherzig, kalt, leidend, nachdenklich, leidenschaftlich und immer auch ein Hauch Schmerz – das alles lässt sich in diesem Gesicht lesen. Nicht zufällig hat er eben dafür eine Oscar-Nominierung erhalten. Er verkörpert geradezu umfassend eine Generation von Leader-Figuren, die es immer noch nicht ganz zugeben können, dass sie es verbockt haben. 

Es ist also auch ein Film für Frauen: Wenn Sie Männer doch endlich einmal verstehen wollen, dann bietet sich jetzt die Gelegenheit: Ok, wir Helden bauen vielleicht mal Scheisse. Wir würden das ja auch irgendwie zugeben wollen. Aber so einfach sind wir nicht, dass wir uns gleich danach irgendwie hinstellen können und sagen, ok, da hab ich ein bisschen Mist gebaut. Nein. Wenn wir etwas zugeben, dann muss das Wochen vorher angekündigt werden. Da müssen Werbeverträge abgeschlossen werden und Oprah Winfrey muss da echt ungedopte Sorgenfalten aufziehen. Wenn so ein kleines Geständnis dann eine Heldentat wird, sind wir wieder ganz die Helden, die wir so selten sein dürfen.

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