Brotlose Studentin? Druckerschwarze Seele? Pferdemädchen mit Hegel-Affinität? Die Buchhändler vom «Kosmos» erahnen Konkretes – und liegen damit gar nicht mal so falsch.
So sieht kein Luxusschuppen aus – oder?
(Bild: Eleni Kougionis)Murakami neben Sartre? Kein Problem für diese Leserin, wenn es denn nun eine ist.
(Bild: Eleni Kougionis)Grosse Namen, viel Reklam: Musil im Ohr eines jeden Literaturdozenten!
(Bild: Eleni Kougionis)Houellebecq, Eco, Walser, alles da: Hier liest ein bibliophiler Mensch.
(Bild: Eleni Kougionis)Wer liest denn da? Die Buchhändler sagen:
Schneeweisse Bettwäsche für eine rabenschwarze Seele.
Nein, nicht vor Kummer, sondern vor lauter Druckerschwärze.
Der hier wohnende Mensch saugt Worte in sich auf, nicht nur aus Leidenschaft, sondern auch von – wie soll man sagen? – Berufes wegen. Die Berufeswege und gerufenen Geister führten eindeutig an eine Universität und zu allerlei Brotlosem: Germanistik, Philosophie, Kunstgeschichte.
Auch wenn dabei auf Fischgrätparkett gegangen wird – auf grossen Luxus lässt wenig schliessen. Würde man sich sonst ein Gästebett ins Arbeitszimmer stellen? Nein, hier im WG-Leben sind die Wege eben kurz, es wird geschlafen und studiert und gekleidet, alles im selben Raum. Vor den fettig-speckigen Fertigpizzafingern der geschätzten Mitbewohner wollen die wahren Lebensgefährten, die Bücher, offenbar aber doch geschützt werden.
Sie erzeugen Bilder und brauchen stille Wände, nur gerade Degas’ Rennpferde dürfen noch schnell eine einsame Wiese überqueren. Dabei handelt es sich eindeutig um eine Reminiszenz an eine frühere Leidenschaft.. das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde und so. Doch nein, das tut es nicht mehr, die Hoffnung der Erde liegt nun auf dem Rücken der Bücher.
Die Wege sind kurz, die Namen sind gross, auch im Bücherregal. Die Klassiker klar in der Überzahl, Goethe, Hegel, Sartre, Tolstoi, das ist Musil in den Ohren eines jeden Literaturdozenten. Und natürlich dürfen da auch Kracht, Wallace und Murakami nicht fehlen. Wenn dann Heidegger neben Houellebecq zu stehen kommt, ist nicht ganz klar wer hier wen unterwirft und ob das Alphabet noch zählt. Autorinnen sind in der hochkarätigen Auswahl erstaunlich selten, ist doch hier eindeutig eine Leserin am Werk.
Vom seit der 7ten Klasse angehäuften Reklam-Arsenal wurden nur die tödlichsten Titel verbannt, man könnte sie schliesslich noch brauchen, sollte es denn mit der universitär bis universell literarischen Karriere nichts werden.. LehrerInnen braucht das Land! Die Leserin könnte aber auch gleich beim Brotlosen bleiben, KOSMOS nähme sie nämlich mit Handkuss.
Und wer liest wirklich da? Hier gehts zur Auflösung.
Wollt ihr eurem Bücherregal zu verdientem Ruhm verhelfen? Dann bitte kurzes Mail an info.kultur@tageswoche.ch. Ihr braucht dazu nicht mal wirklich ein Regal. Ein paar gestapelte Bücher reichen. Auch Bibeln, Enzyklopädien und Tiptopfs dürfen rein. Alles super, Hauptsache Buch. Naomi will euch alle. Jetzt noch. Also los!