Wenn am Samstag die ersten Medaillen verteilt werden, rücken die Exponenten, um die es an Olympia primär geht, in den Fokus. Eine der zentralen Fragen lautet immer: Wer wird der Superstar der Spiele?
Anwärter auf den inoffiziellen Titel der prägendsten Olympia-Figur gibt es genügend. Unter ihnen befindet sich mit Skispringer Simon Ammann auch ein Schweizer. Mit seinen vier Goldmedaillen in den Einzelspringen von 2002 in Salt Lake City und 2010 in Vancouver ist Ammann bereits jetzt der erfolgreichste Schweizer Wintersportler aller Zeiten. Selbst weltweit wird Ammann nur von einem Springer übertroffen, dem Finnen Matti Nykänen, der neben vier goldenen noch eine silberne Olympia-Auszeichnung in seinem Besitz weiss. Doch Ammann hat sich rechtzeitig auf Sotschi wieder in eine Verfassung gebracht, die seine Fans hoffen lässt.
Wenn Ammann in Russland weiteres Gold schürft, würde er sogar in einen Bereich vorstossen, der eigentlich nur Athleten aus den Sparten Langlauf, Biathlon oder Eisschnelllauf vorbehalten ist. Lediglich zehn Sportler oder Sportlerinnen haben bisher an Winterspielen fünf und mehr Goldmedaillen gewonnen, alle kommen sie aus den genannten Sportarten, in denen man über wesentlich mehr Startgelegenheiten verfügt als im Skispringen.
So darf mit dem Norweger Ole Einar Björndalen ein Biathlet das Ziel anvisieren, erfolgreichster Winter-Olympionike der Geschichte zu werden. Sechs Gold-, vier Silber- und eine Bronzemedaille hat Björndalen seit 1998 gesammelt. Holt er noch eine weitere Auszeichnung, macht er das Dutzend voll, was erst Landsmann und Langläufer Björn Dählie geschafft hat. Sollte Björndalen noch zweimal gewinnen, würde er gar zum erfolgreichsten Wintersportler an Olympia überhaupt.
Björndalen startet in Sotschi zwar als inzwischen 40-Jähriger, aber er stand in diesem Winter schon dreimal auf dem Podium, und mit der Staffel gab es gar einen Sieg. Einige Rennen liess der Norweger aus, seine Konzentration gilt eigentlich nurmehr Sotschi.
Einen Rekord peilt auch die Eisschnellläuferin Claudia Pechstein an. Die Deutsche wird während der Spiele ihren 42. Geburtstag feiern, aber sie verkörpert noch immer Weltspitze, wie sie vergangenen November mit ihrem 30. Weltcupsieg deutlich gemacht hat. Claudia Pechstein, vor vier Jahren in Vancouver wegen erhöhter Blutwerte gesperrt, könnte die älteste Wintersportlerin werden, die je bei Olympia Gold gewonnen. Die Bestleistung wird aktuell von der Russin Raissa Smetanina gehalten, die 1992 als knapp 40-Jährige in Albertville mit der Staffel Gold geholt hat.
Im alpinen Bereich würde Aksel Lund Svindal gerne in die Fussstapfen seines Landsmannes und vierfachen Olympiasiegers Kjetil André Aamodt treten. Bei den Frauen fehlt mit der Amerikanerin Lindsey Vonn die Überfliegerin der letzten Jahre. Im US-Team kämpft Bode Miller mit dem Snowboarder Shaun White um die Rolle des Superstars. White, der Mann mit den roten Haaren, möchte ein drittes Mal hintereinander in der Halfpipe gewinnen.
Der Gastgeber, der 2010 in Vancouver im Medaillenspiegel mit lediglich drei Siegen nur Platz 11 belegt hat, bringt seinen prominentesten Einzelsportler im Eiskunstlauf an den Start. Der 31-jährige Jewgeni Pluschenko mag seinen Zenit überschritten haben, eine Galionsfigur bleibt er dennoch. Auch die Goldmedaille, welche die Russen am allerliebsten in ihren Besitz bringen würden, gibt es auf dem Eis zu holen. Was den kanadischen Hockey-Spielern um Sidney Crosby vor vier Jahren in Vancouver geglückt ist, wollen auch die Russen: den Olympiasieg am Schlusstag der Spiele. Ihr Starspieler Alexander Owetschkin war schon im Oktober zu Beginn mit dabei, als die olympische Flamme auf die 65’000 Kilometer lange Reise durch Russland geschickt wurde.