Westafrika bittet um mehr Unterstützung gegen Islamisten in Mali

An einem Krisengipfel in der Elfenbeinküste haben Staatschefs des westafrikanischen Staatenbundes ECOWAS die Truppenentsendung nach Mali vorangetrieben. Im „Krieg gegen den Terror in Mali“ rief die ECOWAS am Samstag zugleich die Weltgemeinschaft zu mehr Unterstützung auf.

Ein französischer Soldat wird in Sevare (Mali) von Schülern umringt (Bild: sda)

An einem Krisengipfel in der Elfenbeinküste haben Staatschefs des westafrikanischen Staatenbundes ECOWAS die Truppenentsendung nach Mali vorangetrieben. Im „Krieg gegen den Terror in Mali“ rief die ECOWAS am Samstag zugleich die Weltgemeinschaft zu mehr Unterstützung auf.

„Die Zeit ist gekommen für ein umfassenderes Engagement der Grossmächte“, sagte der amtierende ECOWAS-Vorsitzende, der Präsident der Elfenbeinküste, Alassane Ouattara, in Abidjan.

Der französische Aussenminister Laurent Fabius sagte zur Eröffnung des Gipfels, die Franzosen hätten nicht die Absicht, den Einsatz der westafrikanischen Internationalen Unterstützungsmission für Mali (MISMA) zu ersetzen. Das Ziel des Gipfels sei es, dafür zu sorgen, dass die ECOWAS-Eingreiftruppe „so bald wie möglich“ zum Einsatz komme.

2000 französische Soldaten

Frankreich hat nach Angaben von Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian seit Samstag 2000 Soldaten im Rahmen der „Operation Serval“ in Mali im Einsatz. Die bisher als Obergrenze genannte Zahl von 2500 Soldaten vor Ort könnte womöglich überschritten werden, sagte Le Drian.

Die Unterstützung der französischen Bevölkerung für den Einsatz in Mali ist derweil ungebrochen: 65 Prozent der Franzosen sprachen sich in einer am Samstag veröffentlichten Umfrage des renommierten Meinungsinstituts Ifop für den Truppeneinsatz in dem westafrikanischen Staat aus.

Insgesamt sollten in Mali und den Nachbarländern Burkina Faso, Niger und Senegal 4000 Soldaten für die „Operation Serval“ mobilisiert werden. Bis Samstag waren rund hundert Soldaten aus Nigeria und Togo vor Ort.

Flugzeuge aus Deutschland

Die ECOWAS will bis zum 26. Januar rund 2000 Soldaten nach Mali schicken. Insgesamt haben ihre Mitgliedsländer 3800 Soldaten zugesagt. Zudem will der Tschad, der nicht zu dem Staatenbund gehört, dessen Präsident Idriss Deby aber ebenfalls am Gipfel in Abidjan teilnahm, 2000 Soldaten stellen. Somit sollen der MISMA letztlich 5800 Soldaten zur Verfügung stehen.

Mehrere europäische Staaten sagten logistische Unterstützung zu. Die deutsche Luftwaffe stellte bereits zwei Grossraum-Transporter zur Verfügung.

Die ehemalige französische Kolonie ist seit März gespalten. Damals nutzten Tuareg-Rebellen ein Machtvakuum nach einem Militärputsch, um den Norden unter ihre Kontrolle zu bringen.

Steinzeit-Islam

Inzwischen haben sich dort islamische Fundamentalisten durchgesetzt, die mit Gewalt die islamische Rechtsprechung der Scharia durchsetzen wollen. Augenzeugen berichteten von Bestrafungen durch abgehackte Gliedmassen und von zahlreichen Vergewaltigungen.

Die islamisch-fundamentalistischen Milizen hatten vergangene Woche überraschend die Stadt Konna im Osten des Landes eingenommen. Um ein weiteres Vordringen der Extremisten nach Süden in Richtung der Hauptstadt Bamako zu verhindern, schritt die französische Luftwaffe ein. Mit ihrer Unterstützung gelang es der malischen Armee am Freitag schliesslich, Konna vollständig wieder einzunehmen.

Auch in Diabali im Westen, das am Montag von Islamisten eingenommen worden war, verzeichnete die Armee einen Erfolg. Der örtliche malische Armeekommandant sagte am Samstag, die Extremisten seien geflohen und die Armee bereite sich auf die Rückkehr in die Stadt vor. Mehrere Augenzeugen bestätigten, dass sich die Islamisten nach mehreren französischen Luftangriffen zurückgezogen hätten.

Reisewarnung aus den USA

Die USA warnten unterdessen ihre Bürger vor Reisen nach Mali. Die Kämpfe im mittleren und nördlichen Teil des Landes dauerten an, die politische Lage sei instabil, und die Regierung habe ihre Kontrolle über nördliche Provinzen verloren, hiess es in einer in der Nacht zum Samstag veröffentlichten Mitteilung des Aussenministeriums in Washington. Es bestehe weiterhin die Gefahr, dass westliche Besucher angegriffen oder entführt würden.

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